Wenn man den Chef kennt, will man natürlich nichts Negatives schreiben. Glücklicherweise ist das in diesem Fall auch gar nicht notwendig.
Das Restaurant Guth in Lauterach nahe Bregenz am Bodensee hat einen der schönsten Gärten weit und breit. Wohl dem, der einen Platz unter dem schattenspendenden Kastanienbaum bekommt!
Kalbskopf mit Senfkörnermarinade und Curcuma
Das Fleisch in dünnen Scheiben in einer Marinade, die den Fleischgeschmack nicht übertönt sondern in idealer Weise ergänzt, großes Kino
Ochsenfilet mit sautierten Pfifferlingen auf Stangenbohnen-Schmorzwiebelgemüse, cremig gerührte Polenta
Sehr gute Fleischqualität mit geschmacklich erstklassigen Beilagen, erstaunlich die Klarheit des Geschmacks, Polenta in dieser Qualität bekommt man auch in Italien kaum, die Elsässer Gewürzmischung am Fleisch wäre eigentlich nicht notwendig
Frische Himbeeren im Strudelteigkaramel mit weissem Schokoladenmousse, Himbeersorbet
Zwei kleine Strudelteigblätter, dazwischen erstklassige Himbeeren, die Schokomousse vermählt sich mit dem Sorbet, wunderbar.
Blattsalate, Seeteufel und Weinbergpfirsich stoßen auf ebenso große Begeisterung.
Herr Scheucher klopft laut und deutlich um den zweiten Michelinstern an. Das ist mehr als nur gutes Essen, das ist ein wunderbares Gesamterlebnis, das lange im Gedächtnis bleiben wird. Mit dieser Leistung gehört das Guth zu den allerbesten Adressen am Bodensee. 17,5
Kulinarsche Grüße
Taillevent

lieber taillevent, man bekommt so richtig lust auf deine heimat! schade das ich in die richtung so selten komme.
danke aber für den tollen bericht, der mich gleich hungrig machte:

bbw

Ein kurzes Update:
Nach der letzten Vorstellung war klar, dass wir hier wieder auftauchen.
Der Kalbskopf kam diesmal mit einer Tomaten-Senkörnermarinade deutlich essiglastiger wie letztesmal. Geröstete Kalbskutteln lasse ich sicher nicht aus, einer meiner Lieblingsspeisen, ohne Chi-chi, wie sie sein müssen. Die Entenbrust vielleicht einen Tick übergart, die Kalbleber wieder klassisch mit Rösti, ohne Fehl und Tadel. Bei den Desserts bewegt sich Herr Scheucher noch eine Liga höher, Orangen-Kardamom-Creme-Brulee mit Mangoeis.
Was uns noch auffiel: Bouche gibt es nur zum Menu, à la carte keines, nicht tragisch, aber unüblich. Der Service hatte es eilig, wir hatten den Eindruck, sie wollen uns schnellstmöglich wieder los werden. Vielleicht hielt man uns für ein Geschäftsessen, die Dame war auf jeden Fall freundlich und kompetent, trotzdem fühlten wir uns phasenweise leicht gehetzt. Weinkarte ok, eher hochpreisig, aber nicht unverschämt.
Nach wie vor empfehlenswerte Adresse, nicht ganz das Niveau wie letztesmal, die Bewertungen der Führer sind zutreffend, 16 Gault und * Michelin.
Kulinarische Grüße
Taillevent