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Vollständige Version anzeigen : Ferran Adria bei der dokumenta!


black-brown-white
21.11.2006, 00:51
Der erste Koch, wenn man von Daniel Spörri absieht, der auf der dokumenta in Kassel einzug hät und zwar als Künstler. Für mich eindeutig eine sehr gute Entscheidung, die seine Kreativität zwar sicher noch weniger nachvollziehbar machen wird, aber der Kochkunst wird es nicht schaden. Ganz im Gegenteil, braucht sie offenbar immer neue Anreize und die leifert nun mal sehr stark der Katalane. Idee steht bei ihm, wie bei der konzeptuellen Kunst im Vordergrund und dies ist sicherlich auch ein Grund, warum ich und sicher viele Andere, ihm noch gespannter zuhören als allen anderen Köchen.
Ich freu mich schon auf die dokumenta!
Schöner Gruß:
BBW

André Cis
22.11.2006, 14:16
Hat jemand das Interview mit F.A. bzgl. der Documenta in der FAZ gelesen?

Bis dato war "Documenta" für mich kein Begriff, habe mich eigentlich erst im Kontext mit F.A. dafür interessiert.
Ich stimme damit überein, dass Kochen eine Kunstform sein kann (nicht uneingeschränkt ist), da es für mich auf der Basis vor allem mal ein Handwerk ist.

bbw, hast du vor im Sommer auf die Documenta zu gehen?
Kassel ist weit weg für mich, und der Termin mehr als ungünstig... werd's also nicht schaffen.

Mich interessiert wie F.A. seinen "Auftritt" im Kontext zur Documenta gestalten wird. Wenn wir es auf das "darbringen von Ideen im Küchenbereich" begrenzen ist doch die "madrid.fusion" DIE Veranstaltung schlechthin?
Also geht's doch eher darum Praralellen zu anderen Kusntformen und ihre zeitgenössische Evolution zu finden?

mkg
André

black-brown-white
24.11.2006, 17:05
Hallo André, die dokumenta ist die Veranstaltung der Avantgardekunst, die alle 5 Jahre stattfindet. Für einen bildenden Künstler, der noch dazu teilnimmt ein absoluter Höhepunkt, je nach Kurator natürlich. Ich war ja mal Galerist und unser oberstes Ziel war, unsere Künstler zur dokumenta zu bringen. In 9 Fällen haben wir dies auch geschafft. Ferran Adria wird hier sicherlich eher mit seinen konzeptuellen Entwürfen auftauchen. Je nachdem, wie andere Küsntler auf ihn eingehen, oder auch nicht, könnte ich mir vorstellen, wird er wohl reagieren. Livekochen denke ich wäre da nicht angebracht. Ich selber fahre natürlich hin, auch wenn sich bald auch für mich eine etwas weitere Anfahrtszeit ergeben wird. Ich ziehe nach Baden Würtemberg.
Grundsätzlich gebe ich dir Recht was Kochen anbelangt, es ist auch für mich eine Handwerksform, die aber gerade bei Ferran Adria längst die Grenze zur Kunst überschrittenn hat. Hierbei meine ich weniger die ästetischen Ergebnisse, als viel mehr den Weg, den er hierzu beschreitet und natürlich das Infragestellen aller Instrumente.
Ich freue ich schon sehr auf seinen Auftritt und sehe es als Würdigung seiner Verdienste. Den Artikel in der FAZ hab ich leider nicht gelesen.
Trotzdem ein schönes Wochenende:

bbw ;)

Taillevent
27.11.2006, 20:56
Guten Abend,Grundsätzlich gebe ich dir Recht was Kochen anbelangt, es ist auch für mich eine Handwerksform, die aber gerade bei Ferran Adria längst die Grenze zur Kunst überschrittenn hat.Kochen als Kunst? Sicher ein heikles Thema.
Sicher ist, dass Kochen Kunsthandwerk sein kann. Sicher ist auch, dass sich einige Köche als Künstler betrachten, die höchstens Lebenskünstler sind:o .
Betreibt nun der F.A. Kunst, weil er (längst bekannte) chemische Reaktionen in der Küche umsetzt? Und der herkömmliche Koch ist nur Handwerker, der genauso wenig wie ein Maler, der heute Bilder im Stile Raffaels malt, ein Künstler sein kann? Andererseits, bezeichnet sich heute nicht jeder Schlagersänger als Künstler?
Ketzerische Fragen, ich weiß auch keine Antwort darauf. Wahrscheinlich müßte man zuerst die Grenze zwischen Kunst und Kunsthandwerk definieren.
Filosofische Grüße
Taillevent

André Cis
28.11.2006, 13:11
Hmm... ja - die alles entscheidende Frage lautet: Wo fängt die Kunst an?

Meine Definitionen:*
Kunsthandwerk = Re-Produktion
Kunst = Schaffung von Einzigartigem (Produktion?!)

Soweit mir bekannt lautet doch die allgemeine Definition für Kunst:
"Kunst ist, was der Künstler als solche bezeichnet"

Link zum Thema: http://de.wikipedia.org/wiki/Kunstbegriff

Ergo, wenn ich also behaupte, mein A4 Papierblatt mit blauem Pinselstrich gilt als Kunst - dann muss das von der Definition wegen wohl so akzeptiert werden. Dies sagt noch lange nichts (Gott sei Dank) über die Qualität aus. Über diese befinden dann Experten bzw. die "breite Masse".

Auszug zum Thema "Kochen ist Kunst (http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/124/id/230028/fm/0/artpage/0/artprint/0/SH/0/depot/0/index.html)" aus einem Interview mit Harald Wohlfahrt:

Der Spanier Adriá wird auf der kommenden documenta in Kassel einen Beitrag liefern. Ist Kochen Kunst?

Wenn man das Kochen als Handwerk sieht und nachher viel Sensibilität und neue Sichtweisen dazukommen, dann ist das sicher eine Form von Kunst. Es ist eine vergängliche Kunst, aber eine Kunstform, denn es kann nicht jeder umsetzen, was dort passiert.

Aber kann es auch Emotionen auslösen, wie ein Bild, ein Buch oder ein Stück Musik?

Ein Gericht kann große Emotionen auslösen und bleibende Erinnerungen schaffen. Ich erinnere mich noch heute an ein Trüffel-Gericht, das ich vor mehr als 20 Jahren bei Joël Robuchon in Paris gegessen habe. Also alles Hokuspokus?

(Gesamtes Interview: obiger Link)


Nach etwas Recherche habe ich noch ein paar interessante Links zum Thema zusammengetragen:

Definition von "Kochkunst" bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Kochkunst)
Planet Wissen - Die hohe Kunst des Kochens (http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,CBF04CF6D4E06B8DE030DB95FBC36A73,,,,,,,,,,,,,,,.html)

Freue mich auf eine spannende elementar-filosofische Diskussion :cool:

mkg
André

*in diesem Zusammenhang sollte / muss man auch über die Begriffe Autoren- und Kopisten-Küche sprechen!

Taillevent
02.12.2006, 10:15
Hallo André,

ich habe ein bißchen gegoogelt, über die Definition von Kunst sind sich selbst die größten Geister höchst uneinig. Es ist nicht einmal klar, ob die Kochkunst der bildenden Kunst (das fertige Gericht/Menu) oder der darstellenden Kunst (das Kochen als Vorgang) zuzurechnen wäre.
Leider blieb uns auch bbw, immerhin ehemaliger Avantgarde-Kunst-Galerist, eine Definition für Kunst schuldig. Das hätte mich nicht nur aus dem Blickwinkel der Kochkunst interessiert.
Die Definition von Wohlfahrt finde ich auch nicht befriedigend. Wenn es darum geht:Kunstform, denn es kann nicht jeder umsetzen, was dort passiert.
dann wäre zB Leistungssport auch eine Kunstform.
Letztlich bleibt mir der Eindruck, dass es sich bei der Diskussion, ob Kochen Kunst ist, um eine Imagefrage geht. Als Gast ist es mir egal, ob ich ein perfektes Gericht oder ein Kunstwerk verzehre. Zumindest solange der Künstler-Koch sich nicht einbildet, er sei der zweite Klimt, und sich seine Preisgestaltung an den Kunstauktionen orientiert:D .
Für mich bleibt die größte Leistung der Spitzenrestaurants, dass sie es jahrelang Tag für Tag schaffen, Menschen glücklich zu machen. Da gehört auch ein sehr großer Teil der Service-Brigade. Aber vielleicht sind das auch Künstler.:)
Kulinarische Grüße
Taillevent

black-brown-white
06.12.2006, 21:54
Hallo Allesamt,
ich hab gerade erst ins Forum geguckt und bin begeistert, es tut sich weider was. Nun eigentlich wollte ich nicht provozieren, aber durch die kooperative Aussage von Bonito kam offenbar wirklich was in Gang.
Vorweg ich werde Kunst nihct definieren, weil dies meiner Erfahrung nach unmöglich ist. Es existieren deart viele Definitionen von Kunst und vorallem von Kunstqualität, dass ich mir zwar immer wieder eine aussuchen kann, aber vollständig kann sie nihct sein. Wenn man sich dem Begriff nähert, dann ist genau dieser Umstand ein Merkmal von Kunst. Viele Künstler und hier gebe ich André recht, erweitern den Bergiff Kunst kontinuierlich, andere wiederum füllen diese neuen Räume aus. Die Arbeit des Definierens übernehmen zumeist Kunsttheoretiker und eben Künstler. Ein Allgemeinanspruch ist hierbei zwecklos.
Ich für mich beschreibe Kunst aus meiner konzeptuellen Richtung wie folgt:
Kunst soll innovativ sein und authentisch zur Person!
Kein muss, wie Ihr seht.
Deshalb war ich lange Zeit auch Galerist für Avantgardekunst, weil mich Talente interessierten, die genau diese Voraussetzungen erfüllten.
Ferran Adria erfüllt diese Voraussetzungen hervorragend.
Längst bekannte chemische Abläufe in die Kochwelt zu verankern gehört hier genauso dazu, wie Kochen insgesamt mit einer neuen Ausrichtung zu versehen. Er kocht ja eben nicht, um eine gleichbleibende Qualität über Jahre zu erreichen, sondern das Neue zu kreieren. Meiner Meinung nach gelingt ihm dies ausgesprochen gut und somit freue ich mich auf seinen Auftritt bei der documenta.
Schöner Gruß:

bbw

Taillevent
24.12.2006, 17:31
Hallo,

bbw, ich fürchte auch, dass eine Kunstdefinition ausgesprochen schwierig ist. Um aber sinnvoll zu diskutieren, ob Kochen im Allgemeinen oder Ferran Adria im Speziellen Kunst ist, sollte man schon wissen, wovon man spricht.
Du fasst den Begriff Kunst Ich für mich beschreibe Kunst aus meiner konzeptuellen Richtung wie folgt:
Kunst soll innovativ sein und authentisch zur Person!
Kein muss, wie Ihr seht.
sehr weit. Innovativ steht nur für erneuernd, einen Verbesserungs- oder zumindest Qualitätsanspruch stellst Du nicht. Und was ist schon authentisch? Genauso schwierig zu beurteilen, wie Kunst zu definieren!
Dein großzügiger Kunstbegriff nimmt der Kunst (aus meiner Sicht) das Elitäre, das Wertvolle. Jeder kann Künstler sein, wenn er sich nur selbst verwirklicht. Daher finde ich es aus der Sicht nicht so wichtig, ob man Kochen als Kunst einstuft oder nicht. Entscheidend (zumindest finanziell) dürfte es nur für dauerhafte Kunstwerke sein.
Weihnachtliche Grüße
Taillevent
PS. Da fällt mir noch ein, was findest Du an Bonitos Beitrag kooperativ? Ich fand ihn eher destruktiv, daher würde mich Deine Sichtweise interessieren.

black-brown-white
06.01.2007, 19:35
Hallo Taillevent,
ich weiss du willst mich festnageln, was den Begriff der Kunst betrifft, aber ich stehe tatsächlich hinter meiner Aussage, mit all ihren Stärken und Schwächen.
Das Elitäre finde ich allerdings nicht immer dienlich, oft führte genau dieser Ansatz zu einer sehr breiten Ablehnung, bzw. Entfremdung.
Man hat uns schon mal Hundescheisse vor die Tür gelegt, weil wir uns einmal anschickte den für mich sehr tradierten Hermann Nitsch auszustellen.
Kein Mensch kümmert sich um die tatsächlichen Beweggründe des Orgienmysterientheaterkreators, obwohl er es eigentlich recht bodenständig meint. Das Elitäre , welches er eigentlich nur sehr teilweise suchte, wurde ihm zum Verhängnis, zumindest bei der breiten Bevölkerung.
Er ist nur ein Beispiel von Vielen, die daran tatsächlich oft leiden.
Bonitos Aussage fand ich nicht destruktiv, immerhin brachte er die Diskussion umm das Wesen der Kunst in Gang.
So nun entschuldige ich mich für die sehr späte Antwort, aber ich bin ja gerade erst umgezogen und da ist einfach sehr viel zu erledigen.
Ich wünsche dir und allen anderen ein ganz tolles neues Jahr:

bbw

Taillevent
07.01.2007, 08:01
Hallo bbw,


ich weiss du willst mich festnageln, was den Begriff der Kunst betrifft, aber ich stehe tatsächlich hinter meiner Aussage, mit all ihren Stärken und Schwächen.Nein, ich will Dich nicht festnageln, Du bist der Experte. Ich freue mich über ein paar Denkanregungen, wie zBDas Elitäre finde ich allerdings nicht immer dienlich, oft führte genau dieser Ansatz zu einer sehr breiten Ablehnung, bzw. Entfremdung.Man hat uns schon mal Hundescheisse vor die Tür gelegt, weil wir uns einmal anschickte den für mich sehr tradierten Hermann Nitsch auszustellen.Ich finde es doch immer wieder erstaunlich, zu welchen Boshaftigkeiten sich Menschen hinreissen lassen, nur weil sie einen anderen Geschmack habenBonitos Aussage fand ich nicht destruktiv, immerhin brachte er die Diskussion umm das Wesen der Kunst in Gang.Siehe PN

Liebe Grüße
Taillevent

André Cis
13.01.2007, 11:06
Hallo,
es ist sicherlich richtig, im Grundsatz darüber zu diskutieren wo die Kunst anfängt bzw. was wir darunter verstehen.
Wir merken alle miteinander, wie schwierig es ist - hier auf einen halbwegsigen Nenner zu kommen (fast schon wie bei Koalitionsgesprächen :D )

Zurück zu F.A. und seinem Besuch bei der Documenta.
Im Dezember lief im ORF zum Thema eine Sonderausgabe des Kunstmagazins "Sunshine Airlines v3"
Hat's jemand von euch gesehen?
http://tv.orf.at/program/orf1/20061214/389973801/231001/

Hier noch ein kurzer Artikel aus dem Standard:
http://derstandard.at/?url=/?id=2709893

black-brown-white
15.01.2007, 07:44
Hallo André,
danke für den sehr interessanten Artikel im Standard. Vorallem seine Aussage:"Er habe sich "völlig neu kontextualisieren" müssen." , finde ich interessant. Da steht einer und macht was ganz Großartiges und ist sich seiner Tragweite nicht ganz bewußt, oder koketiert er nur herum?! Ich vermute Letzteres. Dass er mit dem Kunstjargon seine Schwierigkeiten hat, kann ich mir gut vorstellen. Aber wenn er gerade diesen Ausdruck des Kontextualisierens benutzt, denke ich ist er dann doch nicht so unbeleckt. Nun wie dem auch sei, ich bin gespannt drauf.

bbw

André Cis
15.01.2007, 16:41
Gerade drübergestolpert (download)
http://www.art-magazin.de/pdf/12_Adria.pdf

Ausführliches Interview mit einem Kunst-Magazin!

black-brown-white
16.06.2007, 17:25
Hallo, nun hat sich das Geheimnis endlich gelüftet. Ferrán Adriá kocht in seinem Restaurant El Bullí und Herr Bürgel sucht persönlich die Glückskinder aus, die er dorthin einlädt. Als künstlerischer Leiter wandert er durch die documenta und spricht Leute an, ob sie an die Costa Brava fahren wollen und dann gehts eben zu Adriá. Also waren unsere Spekulationen alle falsch.
Ich wollte sowieso bald nach Kassel fahren und hoffe Herr Bürgel spricht auch mich an.....
Schöner Gruss:

bbw :wink2:

Taillevent
05.07.2007, 17:27
Hallo,

wieder ein Beweis, wie weit der Kunstbegriff ausgelegt werden kann. Man karrt ein paar Leute nach Spanien in ein Restaurant, auch das ist Kunst :p
Hauptsache die Dokumenta und El Bulli hatten ein bißchen Reklame. Kunst kommt nämlich von Kaufen :D
Kulinarische Grüße
Taillevent

black-brown-white
17.09.2007, 15:45
Hallo zusammen, nachdem ich am Samstag endlich auf der documenta 12 war, wollte ich mal wortgetreu wiedergeben, was Jürgen Dollase über Ferran Adrià im Katalog der documanta schrieb und warum Herr Buergel ( Künstlerischer Leiter) ihn nominierte: " Ferran Adrià ist der erste Koch, dessen Werk bei einer documenta gewürdigt wird. Der 45-jährige Katalane vom Restaurant elBulli in Roses hat eine außergewöhnliche Entwicklung genommen, die ihn nicht nur zum bekanntesten Koch der Gegenwart, sondern zum Synonym für avantgardistische Küche macht. Sein sechs Bände umfassendes Werkverzeichnis mit der Anmutung eines Kunstkataloges, elBulli 1983 - 2005, verdeutlicht die systematische Auseinandersetzung des Autodidakten mit allen Ausprägungen der kreativen Küche bereits seit den 1980er Jahren, in den frühen 1990er Jahren verstärkt Adrià die Erforschung moderner Ressourcen der Kochkunst, was schnell zu spektakulären Ergebnissen führt. Mit der Dekonstruktion "normaler" Formen des Essens durch Veränderung der Aggregatzustände bei gleichzeitiger Beibehaltung der Aromen will Adrià über die Irritation der Essgewohnheiten eine Intensivierung des Geschmackserlebnisses initiieren. (Zum Beispiel sein Gemüseeintopf in Texturen von 1994, bei dem die Gemüse die Form von Eis, Mousse oder Schaum annehmen.) Kreationen wie seine Tagliatelle aus Geleestreifen , seine Schäume aus dem Siphon (Espumas), sein falscher Lachskaviar, die sphärischen Ravioli oder seine Arbeiten mit flüssigem Stickstoff werden weltweit kopiert. Über diese immer auch spielerisch variierten und optisch oft wie bildende Kunst inszenierten neuen Grundtechniken hinaus liegt Adriàs Verdienst vor allem in der E
Ergänzung des traditionell eher an Aromen gebundenen Verständnisses von Essen durch alle Formen der Sensorik. Mit seinem ausgeweiteten Instrumentarium erarbeitete komplexe Zusammenstellungen wie Terroso (rund um "erdige" Aromen) oder Deshielo 2005 (deshielo:Eisgang) sind in ihrer Eigenständigkeit, ihrem vielfältigem Anspruch und nicht zuletzt in ihrem sinnlichen Charakter einzigartig."
Quelle: Katalog zu:"DOCUMENTA KASSEL 16/06 - 23/09 2007" erschienen bei Taschen. Ich habe mich um wortgetreue Wiedergabe bemüht, möglicherweise aber Fehler begangen, wofür ich mich entschuldige!

Leider hat mich Herr Buergel nicht für elBulli auserwählt und da Adrià auf der documenta ansonsten unsichtbar war, bleibt für mich die Präsentationsform von Adrià ein wenig zu dezent! ;)
Unsere Spekulationen ob der Darstellungsform wären sicherlich präsenter gewesen.

Der Rest der Ausstellungen ist sehr sehenswert, trotz der Menschenmassen, die ich am 15.9. vorfand und die mich insgesamt ca. 3 Stunden auf diverse Einlässe,... warten hießen.
Ein würdiger kulinarischer Abschluss blieb mir leider verwehrt!
Schöner Gruß:
bbw

Taillevent
19.09.2007, 18:53
Hallo bbw,

schade, dass Du es nicht nach Roses geschafft hast, ich hätte es Dir wirklich gegönnt.
Der Text von Dollase überzeugt mich jedoch nicht, er ist bestenfalls ein Meister im Gebrauch komplizierter Satzhülsen für Angelegenheiten, die ohnehin jedem Interessierten klar sind. Phrasendrescherei nennt man das.
und da Adrià auf der documenta ansonsten unsichtbar war, bleibt für mich die Präsentationsform von Adrià ein wenig zu dezent! ;) Das drückst Du aber sehr vornehm aus, das war doch eine reine Fopperei (um ein derberes Wort zu vermeiden).
Kulinarische Grüße
Taillevent

black-brown-white
23.09.2007, 07:45
Hallo Taillevent,
die documenta ist nicht gerade eine reine Ausstellung vor Ort, es werden immer wieder Außenprojekte mit einbezogen. Natürlich ist der Kontext nach Roses etwas weit. Als Fopperei würde ich es trotzdem nicht erachten, vielmehr fasse ich es als eine Anerkennung für Ferran Adrià auf. Für sein Projekt ist er selber verantwortlich und wenn er sich gegen eine Präsenz auf der documenta entschied, so hat er dies nach sicher reichlicher Überlegung selber zu verantworten. Die Veranstalter haben ihm da sicher nicht drein geredet.
Ich denke vielmehr versucht er der Falle rein als Künstler beurteilt zu werden, auszuweichen und sich auf seinen Leisten als Koch zurück zu ziehen. Seine Kernkompetenz, das Kochen lässt er als Kunst so mehr , oder weniger durchgehen, siehe auch ein paar seiner Interviews, aber mit Objekten auf der documenta aufzutauchen, hätte seinen Ansatz wohl überstrapaziert, deshalb sein Vorgehen. Texte wie jener von Herrn Dolasse, sind wie immer in der Kunst eine gewisse Darstellung des Schreibenden und seiner Auffassung und haben mehr oder weniger mit dem Künstler an sich zu tun. Ein altes Problem der Kunstvermittlung. Ferran Adrià zu greifen, oder vielmehr begreiflich zu machen, warum er als Künstler der documenta gilt, ist nicht ganz einfach. Deshalb beschränkte er sich auch auf Adriàs Verdienste um die Kochkunst selbst und ging deshalb auch kaum über diese greifbare Dimension hinaus. Ich denke aber auch, dass Adrià es so wollte, sonst hätte Adrià sich eben anders positioniert. Die Kunstwelt ist ihm eben doch fremder als ich es glaubte.
Nehme ich an zumindest.
Schöner Gruß:
bbw