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FF-Team 21.04.2005 12:00

Ostseefischer wehren sich gegen Dorsch-Fangverbot
 
Ein Fangverbot für Dorsch wird nach Ansicht der Fischer nicht helfen, die Bestände zu verbessern. Die Praktiker fordern stattdessen bessere Kontrollen, besonders in der östlichen Ostsee.

Heiligenhafen/Burg a.F. - Wird der Dorsch, heute noch der am meisten gefangene "Brotfisch" für die Ostseefischer, bald eine so seltene und kostbare Delikatesse sein wie Lachs, Hummer oder Kaviar, die eine Durchschnittshausfrau ihrer Familie nur zu ganz besonderen Anlässen servieren kann? Folgt man der Ansicht der Wissenschaft, dann jedenfalls wird der Dorsch immer rarer und ist in der Ostsee bald am Ende. Die Experten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) forderten jetzt auf ihrer Tagung in Hamburg ein absolutes Dorschfangverbot in der Ostsee für mindestens vier Jahre, damit der Bestand sich erholen kann (siehe LN von Sonnabend, 16. April). Bei den Fischern der Region aus Burgstaaken und Heiligenhafen indes regt sich der Protest gegen solcherlei Ansinnen, die in regelmäßigen Abständen immer wieder von der Wissenschaft gestellt werden.

"Totgesagte leben länger!" reagiert die Geschäftsführerin der Fischverwertung Heiligenhafen, Gretel Flindt, jetzt auf die Hiobsbotschaft aus Hamburg. Und dieser Satz solle sowohl für den Dorsch als auch für die Fischer gelten. Die Geschäftsführerin: "Die Wissenschaft wäre gut beraten, sich an die Fakten zu halten." Und diese sehen nach Ansicht der Fischer ganz anders aus, als auf der Tagung in Hamburg dargelegt. So sei in der westlichen Ostsee der Dorschbestand zurzeit besser als in vielen vergangenen Jahren, erklärt Gretel Flindt: "Es gibt Nachwuchs und große Fische." Auch hänge der Bestand von dem Einstrom salzhaltigen Wassers aus der Nordsee und den klimatischen Bedingungen ab. Seien diese günstig, dann könne ein sehr kleiner Laicherbestand ausreichen, um die Ostsee mit Dorsch zu füllen. Ein Wissenschaftler habe einmal gesagt, "Herr und Frau Dorsch würden genügen", fügt Gretel Flindt hinzu.

Gerade den deutschen Fischern könne man nicht zum Vorwurf machen, sie hätten in den letzten Jahren die Ostsee überfischt, stellt die Heiligenhafener Geschäftsführerin fest. Durch Erhöhen der Maschenweiten der Netze, Einrichten von Sperrgebieten und Schonzeiten sei schon viel für die Bestandsschonung des Dorsch getan worden. Probleme sieht Gretel Flindt indes in der östlichen Ostsee mit den neuen EU-Staaten. Hier sei die Fischereikontrolle längst nicht so gründlich und wirksam wie bei uns. Flindt: "Solange die EU dort nicht durchgreift, wird dieses Problem nicht gelöst und der Bestand bleibt klein." Angesichts des Fangstopps für Dorsch im März und April für die westliche Ostsee und vom 31. Mai bis 15. September im Bereich östlich von Bornholm kämen die Fischer nicht einmal dazu, ihre genehmigte Quote voll auszuschöpfen, beklagt auch der Geschäftsführer der Fischergenossenschaft Fehmarn, Jörn Paustian.

Gretel Flindt abschließend: "Die aktuelle Lage ist geprägt von Aktionismus und Schnellschüssen, die keine wirkliche Verbesserung bringen, weil man zu viel Rücksicht auf die neuen EU-Mitglieder nimmt."

via Lübecker Nachrichten


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