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Alt 30.06.2005, 15:52   #15
black-brown-white
Erfahrener Benutzer
 
Registrierungsdatum: 22.06.2005
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AW: Trend in der Gastronomie!

Das waren viele Eindrücke auf die ich mich jetzt beziehen kann. Als Laie in der Gastronomie natürlich, aber in Sachen Vermarktung nicht ganz.

In der Schweiz gehen die Uhren oft ganz anders. Es handelt sich vom Markt her, um eines der wirklich reichen Länder. Mir viel dort der Unterschied zwischen gut und mittelmässig preislich nicht auf. Sogar sehr gut und mittelmässig liegen da nicht so weit auseinander.
Allerdings muss ich Herrn Holstmann recht geben, wenn er meint, dass das Marketing zunehmend teil des Geschäfts ist.
Witzigmanns Palazzo ist ein solcher Versuch, den ich kulinarisch betrachtet, ebenso wie Karl als ausgesprochen schwach empfinde.
Wenn sich Witzigmann selber verheizen will, finde ich es besonders schade, diesem Mann verdanken viele sehr viel! Aber das war klar.
Als alter Marketier ziehe ich mal das ganz grosse Vorbild jedes Marketers, Mc Donalds, deren 2. Gründer war das Marketinggenie des letzten Jahrhunderts, heran!!!
Da liegt der Hase begraben!!!
Systemgastronomen sind in unseren Köpfen, auch in jenen dieses Forums, derart tief eingeprägt, dass man sich über deren Verdrängungseffekt kaum wundern darf.
Mit jenen Stars der Manege legt sich tagtäglich jeder Gastronom an.
Jetzt könnte man meinen, dass man dann eh einpacken könne, weil man gegen deren Budgets eh keine Chance hat.
Falsch!
Marketing muss sich nicht immer an die Masse richten!
Tut es auch per Definitionem nicht.
Wenn Herr Holstmann von den Erfolgen der "guten Gastronomen" spricht, dann meint er jene, die sich erfolgreich vom Massentrend absetzen.
Er erwähnt einige Erfolgsfaktoren, die auch in Deutschland Wirkung erzielten.
Standort, Identität, Qualität und Kreativität, das sind seine Erfolgsfaktoren die ich hier exemplarisch herausgreiffen möchte.
Standort spielt wie bei allen Unternehmen eine herausragennde Rolle!
Trotzdem wollte ich diesen Faktor nur kurz streifen, sonst wird es zu lange.
Identität: das ist genau der Punkt der sich in den letzten Jahren so veränderte. Ich bin Österreicher, lebte auch eine Zeit lang dort. Dort gibt es die Gasthöfe, die Beisln, die Konditoren, die Feinbäcker, die Metzger,....
in die noch immer viele lieber gehen, grad in der mittaglichen Pause, als zu den Mcs der Welt. Pizzeriae, oder Chinesen gibts auch, aber nicht wie in Deutschland.
Denn in deutschland, so jedenfalls meine Erfahrung, hat man sich seit langem von einer einheimischen Küche verabschiedet!
In meiner unmittelbarenn Umgebung, aus dem Fenster geguckt sehe ich gerade, eine Spanier, 3 Italiener, einen guten Araber, 2 Dönerläden, einen Chinesen und 2 Griechen, nebst 2 Kettenbäcker und einem ganz guten Konditor. Das wars und niemandem fällt das mehr auf! Das ist die Krux.
Die deutsche Küche gilt als spiessig, fett, fade,.... Keiner der was auf sich hält, geht da hin, ausser eben zu den Guten, bis sehr Guten!
Ich sehe natürlich ähnliche Trends in Österreich, aber auch in Italien, welches nie seine kulinarische Kultur verleugnete. Bin ich dort und das kommt sehr oft vor, geh ich in eine Osteria und liege selten falsch.
Allein die Vielfalt der Pasta e Fagoli, die ich persönlich sehr liebe, finde ich in einer derart reichen Zubereitungsvielfalt, wie ich sie hier leider nicht kenne.
Erbsensuppe ist hier fast überall gleich, schmeckt nach Maggi und sonst wenig,...... Das ist das Vorurteil!
Warum haben wir soviele Pizzeriae, Chinesen,..... in Hamburg?
Deshalb weil jeder versucht zu vermeiden als spiessig, ewig gestrig,..... bezeichnet zu werden.
Das Image ist es was schlecht ist, aber sicher nicht so mancher Gastwirt!
Daran muss man feilen und weil das so wenige tun, ist es besonders leicht sich von MC zu differenzieren.
Qualität und Kreativität sehe ich ähnlich wie ihr!
Ber meine Küche kann noch so gut sein und mein Standort auch, wenn ich den Rest des Marketings nicht beachte, habe ich wenig Chancen!

Aber zum Trend noch ein Wort.
Ich glaube das Aldi, Lidl und MCd dazu beitragen, dass viele, die es noch können, ob finaziell, oder ob von der mangelnden Abstumpfung der Papillen her, oder Kultur, sich wieder Besserem zuwenden.
Ich könnte sonst kaum überleben und ich denke ein Grossteil der Gastronomen merkt ähnliches.
Der Teuro allerdings hat stark mitgeholfen, dass man vermeindlich günstiger zu Essen denkt, wenn man bei MCd einfällt und darum kümmert sich, wie Herr
Holstmann sagte, bisher als Instrument der Attraktivität kaum einer.
Ichhwar mal bei den Brüdern Haberlein, ist lange her und ich war jung. Für mich waren die Beiden damals ein Muss und es war ganz toll!
Weil ich damals jung war zahlte ich weniger, weil dies den Beiden ein Anliegen war! So holt man junge Leute ran.
Oder wenn man die Schwellenangst nimmt, die viele haben, oder wenn man gutes Essen eben mit zusätzlichen Attraktionen vermengt.
Dann kann man aber Witzigmmannsche Happen reichen und muss nicht überehrgeizig gleich ein Menü vom Koch des Jahrhunderts ankündigen.
Weniger ist oft mehr, aber wie man es verpackt, darauf kommts immer mehr an!
Ich selber denke über den Einstieg in die Systemgastronomie nach und das mit höchstwertiger Schokolade. Dann könnt Ihr mich messen, an dem was ich mit meiner Ansicht Zustande bringe!
Schönen Gruß:
bbw
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