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Alt 13.01.2009, 10:14   #7
black-brown-white
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Registrierungsdatum: 22.06.2005
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AW: was ist qualität in der küche?

Lieber Taillevent, lieber knorhan, ich hab mich über eure antworten sehr gefreut und finde eure beiträge ungemein befruchtend. vorweg lieber knorhan, das thema vermarktung begleitet mich seit ich uberater in diesem zusammenhang bin. zu meiner ehre muss ich allerdings sagen, dass ich bis dato noch keinen kunden half, der künstlich arbeitet. ganz im gegenteil verhalf ein paar bauern in ecuador zu mehr anerkennung ihrer sehr hochwertigen kakaos. leider hat diese el ninjo, finde leider den richtigen aufsatz nicht, hinweggespült. hier in kärnten bin ich grad am verhaneln und helf wahrscheinlich wieder ein paar bauern auf die sprünge. um euch beide aber auf eine grundaussage zu bringen, denke ich sind anspruch und erwartung qualität. nun in demorkatischen gesellschaften ein sicherlich üblicher ansatz. doch wenn ich davon ausgehe dass, ich sag mal zwei drittel aller kinder mit tiefkühlpizza, pommes und burgern von ... aufwachsen, in denen reichlich künstliches steckt, dann wird unser anspruch und ich glaube hier einen konsens zu sehen, aus den fugen geraten. zumindest in ein paar jahren, denn dann bestimmen diese jetzt noch kinder den markt. eine ex wuchs auch so auf und jeglicher versuch sie von meinem qualitätsanspruch zu überzeugen schlug fehl. sie mochte nun mal lieber eine tiefkühlpizza und keine frische von mir gemacht. kann sein, dass meine nicht so doll war, aber bei jedem essen ketchup, ...
ich glaube eben nicht, dass ein derartiger prozess versibel ist. zwar werden natürliche produkte rar, wenn nicht gar vom markt verschwinden, dann aber um so teurer, oder eben nicht mehr verfügbar. in kärnten krieg ich zum beispiel kaum einen brauchbaren meeresfisch, schon jetzt.
ich fürchte nur, dass dieser prozess nicht ganz so freiwillig von statten ging, wie wir uns das vorstellen. denn wie knorhan schon sagte, die macht der vermarktung steht meist auf seiten der finanzstärkeren und wenn ich etwas günstiger anbiete und dies in massen, dann hab ich schnell marktmacht.
mit welchem instrument dies einhergeht, ob gentechnik, künstliche aromen, substitute,... spielt hierbei schon eine rolle, doch auch hier stellts ich die frage nach den kenntnissen durch die konsumenten. wer hat sich schon mal mit aromen auseinandergesetzt? thema politisch gesehen waren sie nie und es gibt deart viele davon, dass wir längst der überblick auch bei besten bemühungen verlieren würden. gentechnik, wie taillevent richtig sagte wir hatte auch mal vor der eisenbahn angst, wir die menschen. doch sie hat uns einiges an fortschrit gebracht. welchen, dies würde den kulinarischen rahmen sprengen, aber ich akzeptiere dies innerhalb des themas als gegeben. ansonsten würde ich auch nicht vor dem rechner sitzen können und mit euch kommunizieren. leider aber wissen wir um die folgen von gentechnik sehr wenig und ich denke, dass die diskussion die wir gerade führen, fast eins zu eins auf die diskussion um gentechnik im lebensmittelbereich und nur innerhalb dieses bereichs angewandt werden kann. in den usa gibst die diskussion nicht und sobald gentechnik tatsächlich günstiger angeboten wird, kaufen es die menschen, wie wir, oder viele aromen, ohne nachzudenken kaufen, weil eben erdbeeren nicht in ausreichender menge vorhanden sind, um den bedarf zu deken und auch nicht so günstig wären, wenn das angebot tatsächlich ausgeweitet würde. meine angst bei der gentechnik ist jedenfalls, dass wir mit der gentechnik im lebensmittelbereich eine tür aufschlagen, die wir nie wieder zubringen. pollenflug, eventuell günstigere verkaufspreise,... der witz aber ist, dass manche gentechniksaatguthersteller sich zwar dieses image umhängen, günstiger und mehr produzieren zu können, aber beispiele wie argentinien zeigen, dass die abhängigkeit im bereich soja gegenüber den herstellern von saatgut so gestiegen ist, dass diese die preise nach ihrem willen rauf und runter setzen können, wie es ihnen gefällt. dies deutet auf einen nicht gerade ausgeglichenen markt von anbietern hin, denn wären andere anbieter ebenfalls in der lage, würde sich die abhängigkeit von wenigen bald erübrigen. nichts desto trotz sind gentechnisch veränderte lebensmittel, meines wissens nach jedenfall auschliesslich hybride, also keine sich aus sich weiterfortpflanzende pflanzen. daher auch die enorme abhängigkeit.
darüber hinaus schreiben wir das jahr von c. darwin und g. mendel und auch ihnen haben wir zu verdanken, dass eine breite basis an möglichkeiten die wahrscheinlichkeit des überlebens verbessert. genau diese wird aber durch die konzentration auf wenig ertragreiche sorten, sowie gentechnisch veränderte sorten verringert. beim kakao, zugegeben einem beispiel dass ich als ehemaliger schokoladenprofi gut kenne, war die basis vor ein paar jahren nur so ausgedünnt, dass man fast schon eine renaissance der alten und anderen sorten aufleben lassen musste, weil sonst zwangsläufig alle kakaopflanzen auf lang, oder kurz untergegangen wären. man brauchte die alten, edlen sorten, um moderne sorten am leben zu halten, durch kreuzung.
genau da aber speisst sich wieder meine theorie, denn kreuzung ist zwar zucht, aber in gewisser weise auch manipulation, wie bei der gentechnik. auch durch diese wären eventuell solche einflüsse möglich.
meine kernfrage lautet also, wie greifen wir in den prozess der lebensmittelproduktion ein? ohne eingriff geht es nicht und die frage ist, mit welchem eingriff geht es und mit welchem nicht.
ist uns durch die gentechnik eine möglichkeit des überlebens für viele notwendige pflanzen, wie für mich jedenfalls kakao an die hand gegeben worden, oder nicht. bin ich romantiker, wenn ich parmaschinken aus parma wollte und nicht nur einen dort gestempelten? erdbeeren zur zeit der hiesigen reife? oder schokolade aus echtem kakao? ich fürchte ja. davor hab ich angst.
wie stehts mit euch?
alles gute nd ich freu mich auf eure antworten:

bbw
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