Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 20.04.2006, 18:31   #2
black-brown-white
Erfahrener Benutzer
 
Registrierungsdatum: 22.06.2005
Ort: Kärnten
Beiträge: 1.199
AW: Privatkoch-der neueste Trend!

Hallo KingKreole,
ich glaube nicht dass deshalb Restaurants aussterben. Ich bin vielmehr der Ansicht, dass neue, marktorientierte Konzepte die Gastronomie beleben. Ich bin kein Kochprofi, sondern Konsument und gerade deshalb möchte ich ein paar Kriterien aufstellen, die mich dazu veranlassen ein Restaurant aufzusuchen, denn ohne Motive für den Besuch einer Gaststätte zu erwähnen, kann man keine sinnvolle Aussage treffen. Meine Kriterien sind sehr sujektiv, eben meine und ich hoffe, dass auch andere ihre Motive eines Gaststättenbesuchs darlegen werden:
1. Kulinarische Anreize: dieses Motiv ist bei Weitem am stärksten bei mir ausgeprägt und hierfür bin ich bei entsprechender Lokation bereit viel zu tun. Ich gebe zu, dass klassische Gerichte mich weitaus weniger in Restaurants verführen, als Kochphilosophien, die sich merklich in den Gerichten wiederfinden. Eine subjektiv wahrgenommene Innovation, welche ich nicht ins Reich der Absurdität verbannen muss, erhöht den Reiz noch mehr. Kaum einer von uns würde nicht den Weg zu El Bullí auf sich nehmen, sofern er die Möglichkeit dazu hätte. gerade in der Anderasartigkeit und Verspieltheit liegt der Reiz dieser Küche. Ducasse würde mich mit seinen eher klassichen gerichten nicht so weit reisen lassen, obwohl seine überragende Kochqualität auch kein geringer Anreiz ist.
2. Ambiente: ich gehe auch gerne in Restaurants um Menschen zu sehen und Athmosphäre zu geniessen. All zu prätenziöse Ausrichtungen akzeptiere ich nur sofern Punkt eins gut erfüllt ist. Ich und meine Partnerin machen sich auch mal ganz gerne schick und falls man ein kulinarisches Ereignis mit einem Besuch einer Kulturinstitution verbinden kann, um so besser.
Leider geht dies sehr selten zusammen, da Theater, Opern,.... recht früh beginnen und spät enden. Zumeist ist dann die Küche hierzulande geschlossen. Vorher ist mir zu wenig wertschätzend und so bleibt nur ein Entweder, Oder.
3. Preis/Leistung: ich bitte mich nicht falsch zu verstehen, ich bin kein Verfechter der Riesenportionen zu sehr geringen Preisen, aber die Qualität muss im Verhältnis zum verlangten Preis stehen. In so manchen Restaurants der angeblichen Spitzenklasse mühte ich mich mit Fischen ab, die im Sud förmlich ertranken, uninteressant gewürzt waren, oder schlicht Montagsgerichte waren, die wie Montagsautos jedweden Genuß entbehrten. Hierfür gehe ich nicht in ein Restaurant. Ich erwarte gerade bei Sterneköchen eine gewisse Kontinuität. Schlechte Tage haben alle, aber all zu oft sollten diese nicht entschuldigen. Ich bin sehr unversöhnlich, wenn das Essen schlecht ist und kaum bereit mich mit Ausreden abspeisen zu lassen.
Ich gehöre allerdings auch nicht zu jener Gruppe, die dies reklamiert. Sicherlich ein Fehler, manchmals denke ich mir aber, da hilft kein Gramm Kritik. Wohl gemerkt ich spreche immer noch von angeblich guten Lokalen. In mittelmässige Lokale gehe ich nicht, da ist mir mein Geld zu schade. Ich koche gerne selber und wenn ich dann wesentlich besser koche als das Gebotene, dann lasse ich es lieber. Bei der Auswahl gehe ich allerdings nicht so sehr von der Beurteilung eines Michelin, ... aus, sondern verlasse mich bei der Auswahl auf gewisse Kriterien.
Die Speisekarte an der Tür studiere ich sehr aufmerksam und falls sie zu lang ist, dreh ich ab, sowie bei uninteressanten Bärlauch, Zitronengras,.... Pseudogerichten. Gut eingebunden, keine Frage, da schau ich rein, aber den Trend hinterherkochende Allerweltslokale veranlassen mich eher zur Entsagung.
Dies gilt natürlich für die Fremde. Bin ich daheim, verlasse ich mich, bei sehr ausgewählten Freunden auf Empfehlungen. Manche Freunde könnten mir allerdings Fat Duck empfehlen und ich würde schon deshalb nicht hingehen, weil ich jenen Freunden die Qualifikation abspreche Essen überhaupt zu geniessen.
Alles in Allem denke ich haben Restaurants gute Chancen zu bestehen.
Privatköche klingen zwar gut, wären mir aber viel zu intimitierend. Ich lasse ungern jemanden in meine Küche!! Finde ich ihn interessant, sehen mich meine Gäste nicht, also denke ich wäre mir ein Besuch in einem Restaurant lieber. Darüber hinaus müssen privatköche improvisieren und das kann auch recht nachteilig sein. Er, oder sie vergisst schon mal was Entscheidendes mitzunehmen und das kann dann schon nerven. Ein guter Koch sollte sich in seiner Umgebung wohl fühlen können, sonst ist er kaum in der Lage wirklich Großartiges zu leisten. Wie gesagt ich spreche von mir und meinen bedürfnissen. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass dies so mancher ganz anders sieht und genau diesen Weg vorzieht. Ich hoffe einer davon schreibt auch was!

Schönen Gruß:

bbw
black-brown-white ist offline   Mit Zitat antworten