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Alt 30.05.2005, 10:30   #19
Karl
Gast
 
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AW: Tofu - das unbekannte Wesen

Zitat:
auch Fleisch, Fisch und sonstige Tierprodukt-Freunde einfach ohne schlechtes Gewissen leben lassen.


Es geht nicht im geringsten darum, irgend jemandem ein schlechtes Gewissen einzureden.
Wenn sich das bei jemand einstellt, dann weiß der Betreffende wohl selbst am besten warum.
Wie schauen denn die Handlungsalternativen der Kontra-Fraktion aus ? Ich habe noch nichts substantielles gehört.
Verfahren wir mit Weiterwursteln wie bisher ? Das wird garantiert schiefgehen !

Die Fleischberge, die wir heute konsumieren, haben ihre Wurzeln in den Elends- und Hungerjahren vergangener Zeiten - ich hatte das schon mal geschrieben - und das hat ganze Generationen in ihrem Eßverhalten geprägt. Was ich für die Zeiten der 50'er, 60'er und 70'er Jahre noch gut nachvollziehen kann, hat im Jahr 2005 eine ganz andere Beurteilung verdient.

Der "normale" Verbraucher ist Täter und Opfer zugleich. Warum ?
Die Hintergründe werden durch die Werbung brilliant unter den Tisch gekehrt. Es wird suggeriert, wir lebten noch in den "guten alten Zeiten", wo glückliche lila Kühe auf saftigen Almwiesen grasen, die Schweine sich im Schlamm suhlen und der Hahn auf dem Mist kräht.
Nicht, daß es sowas nicht noch gäbe - es ist nur hinsichtlich der Nahrungsmittelindustrie völlig bedeutungslos in seinem Volumen, und hat auch mit der Wirklichkeit auf den Tellern von 99,9 Prozent der Menschen hier nichts zu tun.
Die heile Tierwelt findet dann auf den Eßtischen der Fernsehwerbung seine wohlige, altmodische Fortsetzung. Da wird der Joghurt liebevoll mit der Hand gerührt, italienische Mamas kochen ihr Sugo und die Knechte treffen sich auf ein Leberwurstbrot auf Omas ostpreußischen Gutshof.
Das ist zwar psychologisch geschicktes Marketing - oder sollte ich es besser Propaganda nennen - , da es an Urinstinkte des Menschen nach Geborgenheit, familiärem Glück und einer intakten Welt appelliert, aber das alles hat mit der Wirklichkeit soviel gemein wie Grimms Märchen.

Ich will und werde niemanden hindern, sich 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, tierische Produkte in Form von Fleisch, Fisch, Eiern und Molkereiprodukten zuzuführen.
Ich werde allerdings auch nicht damit aufhören diejenigen, die das für unverzichtbare Lebensqualität halten, mit der Wirklichkeit zu konfrontieren - und die sieht erheblich anders aus als das, was uns die Werbung weißmachen will.

Die Verfettung der Gesellschaft, die durch Ernährungsfehler bedingten Folgeschäden, werden Dimensionen erreichen, gegen die die Raucherthematik zum Randgebiet degeneriert.
Schon heute haben Krankheiten im Kinderzimmer eingehalten, die früher das Privileg von Rentnern waren, wie z.B. Diabetes.
Jeder darf weiterhin in sich hineinstopfen wie es ihm beliebt, ohne auch nur einen Gedanken verschwenden zu müssen. Noch können wir uns derlei Liberalität erlauben.
Wer solches tut, sollte allerdings auch Konzepte vorlegen können wie er mit den Folgen in 20, 30 Jahren umzugehen gedenkt.
Zur Empathie kann man niemand zwingen und so darf es Menschen auch durchaus egal sein, daß ihr Fleischkonsum Millionen von Menschen, Jahr für Jahr direkt und unmittelbar schädigt oder tötet. Im Westen platzen die Buddhafiguren aus allen Nähten, und was sie zuviel auf ihrem feisten Wanst vor sich herschleppen, haben die hungerbäuchigen Elendsgestalten eben zu wenig auf den Rippen.

Nur das alles ist keine Gott gegebene Naturgesetzmäßigkeit ! Das kann sich schneller ändern als manch einer glaubt. Im Moment haben wir hier in Europa und Amerika die größeren Geldbeutel, um die Märkte leerzukaufen. Das wird auch noch auf absehbare Zeit so bleiben.
Allerdings beginnen Schwellenländer wie Indien und China die westlichen, also fleischorientierten, Ernährungsgepflogenheiten zu adaptieren.
Experten gehen davon aus, daß allein die momentane Entwicklung in China in ca. 10 Jahren dazu führen wird, daß die Chinesen alleine die gesamten Getreidevorräte des europäischen Marktes aufkaufen werden. Als Folge werden die Getreidepreise in schwindelerregende Höhen schießen.

Aber all das muß niemanden interessieren. Augen zu und durch.
Wir lassen uns nichts einreden und Fleisch gehört schließlich zu einem "anständigen"(gerade zu skurill, nebenbei bemerkt) Essen dazu.
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