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Alt 03.06.2011, 14:41   #1
Taillevent
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Lindau - Villino

Das Villino, die kleine Villa, ist ein Relais&Chateaux-Hotel im italienischen Landhaus-Stil auf dem Lindauer Hoyerberg.

Das Restaurant betreibt eine Cucina dei Sensi. Nichts reinrassig Italienisches sondern laut Villino eine leichte und raffinierte Küche mit Zutaten der Region, inspiriert von Italien und Asien, kleine Kunstwerke, ein Rausch für die Sinne. Der Chef des Hauses und Küchenchef scheint auch eine poetische Ader zu haben.

Speisekarte und Weinkarte kann man auf der Homepage www.villino.de begutachten, vorbildhaft. Die Weinkarte wird von Metternich als eine der besten Deutschlands bezeichnet, das stimmt aber nur, wenn man ein Fan von Prestige-Italienern ist.

Der Empfang außerordentlich nett, genauso wie die weitere Serviceleistung. Alles ist darauf ausgerichtet, dass sich der Gast wohlfühlt. Das erklärt wohl auch, dass vorsichtig negative Kritik an der Küchenleistung von einer absolut loyalen Klientel energisch in Abrede gestellt wird.

Genommen haben wir das VILLINO-Klassik-Menu um € 102.

Nach den Grüßen gab es als Amuse Bouche eine Bloody Mary, originell, aber bereits eher sättigend, weil recht groß. Für spätereWeingenüsse ziemlich scharf, zum Apero ein Problem, Bloody Mary und Schampus(???), ich weiß nicht.

Die asiatische Vorspeisenvariation bestand aus Brandteigkrapferl mit Garnelen, Suppe mit Spargel, Schaum mit Ingwer-Karotte, Frühlingsrolle, vegetarischer Sushi auf Thunfisch, marinierter Fisch. Alles sehr solid, in der Schärfe recht unterschiedlich, optisch ansprechend.

Dann das Schaumsüppchen von Pfifferlingen, leider zu verliebt, das feine Pilzaroma litt unter einer Prise Salz zuviel.

Tettnanger Spargel mit Vinaigrette und gebratener Scampo: Der Spargel war eine Klasse für sich, aber wo waren die Köpfe? Spargelabschnitte, auch wenn sie gut sind, in dieser Preisklasse sind doch eher fragwürdig. Mein Scampo war versalzen, der meiner Begleitung grenzwertig.

Das US-Rinderfilet mit orientalischen Gewürzen auf Cous-Cous. Das Fleisch vermutlich Niedertemperatur, der Cous-Cous nicht als Beilage sondern als Sockel für das Fleisch. Dazu in einem Gläschen"Ketchup für Erwachsene", süße Cocktailtomaten.

Dann noch das Dessert, Valrhona-Schokoladen-Schnitte mit Minz-Schaum und Orangeneis, solide, aber nicht aufregend. Der bestellte Espresso stellt sich als Nespresso heraus, ich fand dies sehr bezeichnend für den Stil des Hauses.

Insgesamt durchaus ein gutes Essen mit gelegentlichen Schwachpunkten. Die von Herrn Fischer auf der Karte ausgedrückte Sorge um dieVergänglichkeit seiner Kunstwerke scheint mir aber deutlich übertrieben.

Fur Taillevent, der die Küche offensichtlich nicht immer ganz verstanden hat, sind das unter Berücksichtigung der außerordentlich liebenswürdigen Behandlung, die ihm in diesem Haus widerfahren ist, 16 Punkte.

Kulinarische Grüße
Taillevent













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