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Alt 25.08.2009, 14:45   #1
knorhan
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Registrierungsdatum: 02.11.2007
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"Mann im Mond" auf Urlaub.

früher ließen sich große Staatsmänner wie Adenauer, Brandt oder Schmidt am Urlaubsort im sogenannten "Sommerloch" allenfalls mal demonstrativ mit offenem Kragen ohne Schlips von sorgfältig ausgewählten TV-Journalisten interviewen. Der Bürger sollte sehen: Auch die Politik macht Urlaub...

Inzwischen hat sich in Deutschland einiges geändert. Ferien gibt es für den Politiker wohl nicht mehr - zumindest in medialer Hinsicht. Wenn irgendein Sender aus der Provinz anruft, eilen Mann und Frau selbstverständlich ins Studio - notfalls aus Mallorca mit dem Flieger.

Es soll sogar Politiker geben, die sich "ganz wie Gott sie schuf" im Pool im Mondschein ablichten lassen würden, nur um in die Presse zu kommen. Wenn ich mich recht erinnere, zumindest einer hat das schon gemacht.

Im Namen von uns Zuschauern verlangen derweil die Medien-Gewaltigen unverdrossen von der Politik immer mehr Anstrengungen und Verbiegungen, um den Ansprüchen des neuen "Medienzeitalter" gerecht zu werden. "Außergewöhnliches" sei angesagt, weil es die Leute so wollten.

Ich muss zugeben, die außergewöhnliche Art und Weise, wie zum Beispiel Sprint-Weltrekordler Urbain Bolt dieser Tage reihenweise Fabel-Weltrekorde abgeliefert und gleichzeitig die Bedürfnisse der Medien locker bedient hat, gefällt mir schon irgendwie. Hier paaren sich auf geniale Weise große Leistung und gekonnte Selbstdarstellung - und vielleicht noch ein bisschen mehr. Aber der Bolt hat schließlich die angeborene Leichtigkeit in seinen afro-karibischen Genen. Das wirkt nicht künstlich aufgesetzt.

Kanzlerin Angela Merkel aus Berlin-Pankow oder SPD-Kanzlerkandidat Frank Steinmeier aus Brakelsiek im Ostwestfälischen haben dagegen zweifelsfrei andere genetische Voraussetzungen als der Bolt aus Jamaika und wirken - um ehrlich zu sein - noch ein wenig hölzern, wenn sie vor der Kamera den neuen Anforderungen der Medien genügen wollen. Denken Sie mal nur an das Dekolleté unserer Kanzlerin zur Einweihung der norwegischen Nationaloper in Oslo.

Soweit, so gut. Medial gesehen sind beide ohnedies wohl eher Auslaufmodelle. Offenbar benutzen beide immer noch zu viel den Kopf zum Denken. Dabei taugt dieses Köper-Endstück im Fernsehen offenbar schon lange nur noch als Träger von Frisuren. "Dumm" ist eben "cool". In der berühmten amerikanischen "Late Show" von David Letterman zum Beispiel ließ uns die Pop-Ikone Britney Spears dieser Tage auf die Frage wissen, wofür sie sich als Präsidentin der USA einsetzen würde: "Für einen Nachtclub auf dem Mond."

Originell? Ich meine: Ätzend. Wie blöd muss man eigentlich sein, um von der Presse heute wahrgenommen zu werden? Mich jedenfalls interessiert es überhaupt nicht, ob Britney Spears ihren Nachtclub auf dem Mond aufmacht und ob Sie vielleicht sogar den "Mann im Mond" als Türsteher engagieren will. Ich brauche das nicht. Ich verbitte mir sogar ausdrücklich als zahlender Zuschauer solch einen Quatsch im Fernsehen. Dagegen ist das, was unser "Schmuddel" Horst Schlämmer aus Grevenbroich (Harpe Kerkeling: "Isch kandidiere") an unsortierten Weisheiten durch die ungepflegten Zahnlücken rutschen lässt, geradezu noch seriöser politischer Realismus.

Warum allerdings der Steinmeier dem Schlämmer dafür gleich die Mitgliedschaft in der SPD anbieten muss, und die CDU in Nordrhein-Westfalen mit dem Konterfei des Schmuddel im abgelegten Trenchcoat von Kommissar Colombo für sich werben möchte, weiß ich nicht.

Ich weiß auch nicht, wieso 18 % der wahlberechtigten Deutschen dieses Polit-Kunstprodukt tatsächlich wählen würden. Stimmt da etwa etwas nicht mit dem Wahlrecht bei uns?

Wissen Ihr mehr? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
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