Taillevent

Am letzten Abend führte unser Weg ins Kokkeriet, das im letzten Michelin-Führer wieder einen Stern erhalten hat. Die altmodische Außenfassade und die moderne Küche bieten einen reizvollen Gegensatz.
Es gibt lediglich ein Menu, das man mit 3, 5, oder 7 Gängen bestellen kann. Genau gleich funktioniert es beim Wein. Auf die Frage nach der Weinkarte wurden wir informiert, dass es eine solche gäbe, es sich aber nur Weine zwischen 1500 und 4000 Kronen darauf befänden. Der Kellner entschied, dass das wohl nichts für uns sei und brachte keine Karte. Ich vermute, das Kärtchen gibt es nur im Kopf des Chefs. Egal, dann Weinbegleitung, natürlich wieder Langweiler, wortreich erklärt, mit reichlich Aufschlag.
Beim ersten Gäng (Rochen, Buttersauce, Bohnenpuree, Erbsengrün) dachten wir, dass dänische Küche von Michelin doch stark unterschätzt ist, aber dann kam Weißer Spargel, Schweinebrust, Räucheraal und Kresse, Schwein verwürzt, Kombination wirkt willkürlich zusammengewürfelt. Der ausgezeichnete Hummer kam leider nicht richtig zur Geltung, weil die begeitenden Hühnerflügel auch versalzen waren. Selbiges bei der Ochsenrippe, dazu ein Kartoffelpuree mit Käse, geschmacklich viel zu dominant und eine Konsistenz wie Kaugummi. Trauriger Höhepunkt war dann das Dessert, zartes Karamel, Bete, schwarze Johannisbeere und Joghurt. Unter einer Karamelcreme befand sich ein Kuchen, am Boden tauchten dann ein paar Würfel Randig auf. Noma bezeichnete der Chef und Kellner als auch eine gute Adresse, die Küche hier schien mir wie eine missglückte Noma-Kopie. Der gute Wille allein genügt nicht.
Die Benotung fällt mir hier ausgesprochen schwer, weil die Leistung derart unterschiedlich ist, viele Ansätze sind durchaus gelungen, daher 14 Punkte, aber den eigenen Anspruch haben sie nicht erfüllt. Der Nachbartisch, der unmittelbar vor uns ging, war jedoch voll des Lobes.
Kulinarische Grüße
Taillevent