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Alt 12.09.2006, 17:50   #1
Taillevent
Erfahrener Benutzer
 
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Beiträge: 793
Frankreich - Baerenthal - L'Arnsbourg - Klein

Hallo,

zum Ende der Schulferien hatten meine Kids noch einen Wunsch frei, es wurde, was ich befürchtet habe, der Europa-Park in Rust. Aber wieso nicht aus der Not eine Tugend machen? Baerenthal ist nur 120 km entfernt, unser letzter Besuch 2002 im l'Arnsbourg noch in bester Erinnerung.
Klein gilt als einer der Vertreter der Molekularküche, ich hatte die Küche jedoch weit mehr der Tradition verpflichtet gefunden wie zB die von Blumenthal.
Nach einem herzlichen aber routinierten Empfang und einem Glas Elsässer Muscat bestellten wir das Menu Saveur:
Ouverture
Hummer, Fenchel, Tomaten "Quinoa"
Radieschen, Granny Smith, Engelwurz, Seebarsch
Karotten und Erbsencocktail
Glasiertes Entenbrüstchen mit Kaffeebohnenjus, Sellerie und Sauerkirsche
Intermezzo
Kleine Gaumenfreuden

Bereits die Ouverture zeigte diesmal ein anderes experimentierfreudigeres Gesicht von Monsieur Klein: Eine Schnecke in einer Suppe, eine winzige Sardelle und ein kleines Stück Stopfleberterrine mit Schokolade.
Besonders gern spielt der Meister mit dem Gegensatz kalt - warm. Ob das Tomatengranité für den erstklassigen Hummer tatsächlich eine Verbesserung war? Ich bin mir da nicht so sicher.
Noch mehr Zweifel hatte ich, als ich nach dem fantastischen Seebarsch jeweils einen Löffel ziemlich bitteren Engelwurzsud zu mir nehmen sollte.
Der Gemüsecocktail, wieder kalt-warm, erinnerte mich an den zu Recht außer Mode gekommenen Sorbet-Zwischengang.
Die Entenbrüstchen waren perfekt, das Dessert hat sich (vielleicht wegen hohem Weinkonsum?) aus meiner Erinnerung verabschiedet.
Dazwischen gab es immer wieder Zwischenhappen auf großen Löffeln mit "Ringelschwänzchen", die in einem Bissen zu essen waren, oft wieder mit Kalt-Warm-Gegensatz. Alles gut, dass ich nicht mehr Details nennen kann, liegt eventuell auch an der jungen Dame aus Deutschland, die wir trotz identischer Muttersprache sehr schlecht verstanden.

Insgesamt fanden wir diesmal (im Gegensatz zu unserem Besuch 2002) die 18 GM-Punkte treffender wie die 3-Michelin-***, was ja keinesfalls schlecht ist. Nur wenn man die Küche im Fat Duck und den Service im Louis XV zum Vergleich heranzieht, ist es eine Stufe darunter. Dafür sind aber auch die Preise niedriger, das Menu kostet 95 €, das Geld ist auf jeden Fall gut investiert.

Kulinarische Grüße
Taillevent
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