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Alt 05.05.2005, 17:41   #1
Karl
Gast
 
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Der Wein schmeckt fein, oder ? Faites votre jeux

Hallo,

schreib doch auch mal was postitives sagt meine Frau gelegentlich, und ich bin stets bemüht dem Folge zu leisten. Meistens, und so auch jetzt, will es mir nicht gelingen.
Wer, wie ich, den Wein in der Regel im Supermarkt kauft, hat selber schuld. So könnte das Fazit meines Beitrags lauten, wenn, ja wenn ich auch nicht immer wieder mal bei Weinhändlern was kaufen würde, aber davon später mehr.

Ich fange mal mit einem Erlebnis an, das erst einige Tage zurückliegt. Ich liege, mich wohlig räkelnd auf der Couch, und blättere das neue "Essen und Trinken" durch. Dort stoße ich auf die ganzseitige Anzeige eines italienischen Winzers(??), na sagen wir mal Anbieters von italienischen Weinen.
Angepriesen wird ein Valpolicella, der wie zu lesen war von einem italienischen Weinführer zwei von drei möglichen Sternchen erhalten hat.
Tags darauf lacht mich eine Flasche dieses herrlichen Gewächses im Supermarkt meines Vertrauens an. Der Preis von 3,79 Euro ließ mich einen Moment stutzen, aber eingedenk des Artikels warf ich meine Anfangsbedenken beherzt über Bord.
Ich kürze die Geschichte jezt ein wenig ab und komme gleich zum Ende der Story:
Der edle Tropfen, besser gesagt mehr als die halbe Flasche, fand seine finale und vermutlich einzig korrekte Bestimmung im Syphon meiner Spüle. Diese Jauche war, jedenfall für meinen Geschmack, nahezu ungenießbar.
Ich habe dafür nur eine Erklärung, aber ich mag mich irren: Der Inhalt der Flaschen in Italien ist ein anderer als hier in Deutschland - der Preis vermutlich auch.
Das ganze Thema Wein ist, wie so vieles im Rahmen der Euroeinführung, noch unerfreulicher geworden als es ohnedies schon war. Hier hat man wirklich den Preis belassen und nur das Währungssymbol getauscht. Als Ergebnis kostet heute ein trinkbarer Chianti nicht mehr 12,- DM aufwärts, sondern eher 25,- .

Wer allerdings meint, daß man durch den Einkauf bei einem Weinhändler vor derlei Unbillen gefeit sei, der irrt. Ich hatte derer zwei, die zu mir nach Hause kamen und hier für mich und meine Freunde Weinproben mit anschließendem Kauf veranstalteten. Wohl gemerkt - Kleine, lokale, private Weinhändler und nicht ein Strukturvertrieb a la Pierrot oder ähnliches.
Hier war die Sache im Grunde noch ein wenig derber, oder sollte ich sagen dreister !
Am augenfälligsten war das bei dem einen der beiden. Der kam fast immer mit angebrochenen Flaschen an, was mich anfangs nicht weiters störte. Das wirkliche Mirakel bestand darin, daß die Weine die ich verkostet und bestellt hatte, völlig anders schmeckten als das, was anschließend Kistenweise in meinem Keller landete. Die Schlußfolgerungen überlasse ich dem geneigten Leser.
Ein abschließendes und zumindest für mich äußerst erheiterndes Thema sind die sogenannten Weinexperten. Die mag es in der Tat geben, aber vermutlich ist die Zahl der eingebildeten Scharlatane Legion, verglichen mit denjenigen, die wirklich Geschmack und Ahnung haben.
Da wird drauf losgeschnurrt und fabuliert, daß es eine Art hat. Was diese Leute alles aus den Weinen herauszuschmecken glauben, ist wirklich abenteuerlich. Ich warte darauf, bis sich der erste freudig über den zarten Schmelz, der an ein frisch eingestreutes Katzenkistchen erinnert, ausläßt. Ich räume ein, daß der Standpunkt "Hauptsache es dröhnt" vinologisch zu kurz greift, aber Märchen aus Tausend und Einer Nacht sind ein ebenso grotesker Gegenpol.
Ein Wein muß mir schmecken ! Punkt. Tut er das, dann ist es in Ordnung, tut er das nicht, dann ist es eben nicht in Ordnung.

Eine wirkliche Bereicherung kann der Besuch in einem 1a Restaurant mit gut geführtem Weinkeller sein. Wir haben hier ein Sterne geziertes Haus mit einem wirklich überragenden Weinbestand. Besonders freut mich hier das umfangreiche Angebot an demi bouteilles, da meine Frau keinen Wein mag und ich nur schlecht eine Flasche Bordeaux im Rahmen eines Essens alleine stemmen kann. Die schon angebotene Mitnahme des verbliebenen Rests finde ich auch nicht so glücklich, da ich mir beim Verlassen des Lokals immer wie Clochard vorkomme, mit der Rotweinflasche in der Hand.

Mein Fazit: Wein ist heute mehr denn je eine Art Glückspiel geworden. Ein brauchbarer Ansatz, um Qualität zu finden ist der Preis, eine Garantie ist er allerdings auch nicht.
Vermutlich gibt es brauchbare und bezahlbare Tropfen aus den jetzt so modern gewordenen Überseeischen Länderein. Diese lehne ich allerdings kategorisch ab.
Diese Wein können so gut sein wie sie wollen, in der Ökobilanz sind sie ein Skandal.
Einen Wein 15.000 Kilometer nach Europa zu karren, einen Kontinent, der ohnehin in seinen Massenweinen ersäuft, halte ich für nicht ideal.
Wer sich das geben will, der soll das tun. Ich mache es nicht !

Gruß
Karl
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