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Vollständige Version anzeigen : Umfang der Weinkarte


Taillevent
09.06.2006, 10:38
Hallo,
was glaubt ihr, wie umfangreich sollte in einem guten Restaurant die Weinkarte sein?

In vielen guten Restaurants bekommt man eine Weinkarte, die eher die Bezeichnung Weinbuch verdient. Obwohl mir das Studium eines solchen Weinbuches durchaus Spaß macht, sehe ich auch ein paar Probleme:

1) der nur durchschnittlich Weinkundige ist hoffnungslos überfordert. Es nagt an seinem Selbstbewusstsein, dass er viele Namen liest, die ihm nichts sagen. Wenn er Glück hat, gerät er an einen fachkundigen Weinkellner, der ihm weiterhilft. Dafür wäre aber das Weinbuch nicht notwendig gewesen.
2) in Begleitung meiner besseren Hälfte frage ich mich oft, wie lange darf ich lesen, ohne dass es unhöflich ist. Ich stelle es mir nicht sehr kurzweilig vor, wenn der Begleiter eine halbe Stunde als Gesprächspartner nicht zur Verfügung steht.

Ich freue mich schon auf eure Antworten
Taillevent

André Cis
09.06.2006, 16:49
Hallo Taillevent,

eine wahrlich gute Frage die du da (in den Raum) stellst ;)

Vor kurzem habe ich zu diesem Thema eine Kolumne im Österr. Sommelier-Magazin (interne Vereinszeitung des SOVÖ (http://www.sommelier.at)) gelesen die mir sehr aus der Seele gesprochen hat und sicherlich den Nagel auf den Kopf trifft.

Nicht Quantität ist für mich aussagekräftig sondern Qualität des Gebotenen bzw. der Art. HALT ANDRÉ werden jetzt viele sagen... denn gerade viele dieser "Bücher" mit 500 Positionen und mehr listen doch nur die "Top-Gewächse" auf.
Sicher... ich spreche auch nicht diese Art von Qualität an.
Ich finde es immer viel spannender und ansprechender wenn eine persönliche Handschrift (d. Hauses) erkennbar ist. D.h. dass nicht nur auf "Namen" gebaut wird.. an denen ich ablesen kann von welchen Importeuren das Lokal seine Weine bezieht. Ich freue mich immer wieder auf Weinkarten die dem Lokal und seinen Speisen Rechnung tragen... es reichen ja die "passenden" Weine.. wozu 300 mehr :rolleyes: Spannend immer wieder tolle Weine von kleinen, nicht so bekannten Winzern zu genießen (die meist auch ein tolles PLV haben). Somit können und sollen Karten auch Geschichten und Philosophien transportieren.. nicht nur schnöde Information sein.

Apropos Information:
Mal ehrlich... was ist denn ganz banal die wichtigste Info die (abgesehen vom Preis :D ) mir hilft einen Wein auszusuchen?? NA.... NATÜRLICH DER GESCHMACK ... aber verdammt noch mal woher soll ich denn all diese Weine "kennen"... keine Ahnung wie die denn schlussendlich Schmecken.. bei 15 verschiedenen Merlots... also .. leider eine absolute Rarität obwohl so sonnenklar:
Schreibe zu den Weinen eine kurze BESCHREIBUNG... und der Gast wird sich freuen

Ach ja.. vom "Lesen" her.. einfach zu 2. machen!! :p

Bonito
10.06.2006, 22:59
Hallo,

also insoweit, als das in erster Linie die Qualität stimmen sollte, kann ich André schon mal zustimmen - wobei das eigentlich in einem guten Restaurant Vorraussetzung sein sollte. Und zum Umfang - finde ich schwierig zu beantworten, weil dies jedem Restaurant selbst überlassen ist. Ich denke aber, ein Restaurant, dass eine feinere und ambitionierte Küche bietet, sagen wir mal nur als Richtwert ab 12 Punkte GM, sollte dem Gast auch eine angemessene Weinauswahl bieten. Diese sollte sich nicht nur an der eigenen Küche orientieren, sondern dem Gast die Möglichkeit bieten, weitestgehend auch Weine aus den persönlich favorisierten Anbaugebieten zu wählen. Für mich würde es da bei etwa 30 bis 50 Weinen starten.

Gegen ein großes Angebot ist eigentlich nichts zu sagen, allenfalls ist es anzuerkennen, da mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden und so beim Gast fast keinWunsch unerfüllt bleiben muss. In besternten Restaurants ist eine riesige Auswahl von bis zu über 1000 Positionen ja fast obligatorisch und wird teils auch erwartet. Wer sich hierdurch einschüchtern lässt, der sollte über seinen Schatten springen und die Größe haben, zu seiner eingeschränkten Kenntnis zu stehen - man kann eh nicht alles wissen, dazu ist das Gebiet viel zu weitläufig. Entgegen Taillevent glaube ich aber, das gerade aus diesem Grund in Restaurants mit derartigem Angebot, dem Gast ein Weinkellner beratend zur Seite stehen sollte.



Andrés Rat, die Weine mit Geschmacksangaben und Beschreibungen zu versehen, stimme ich nur bedingt zu. Restaurants der gehobenen Klasse sollten immer einen kundigen Berater zu Verfügung stellen können, und in diesem Fall kann das Gespräch mit dem Gast nichts ersetzen. Beschreibungen auf der Weinkarte wie „vollmundig“ oder „saftig“ finde ich meist ein wenig plump und wenns fachlicher wird à la „feine Tanninstruktur“ o.ä. dann brauchts für den Unkundigen dann doch wieder den Weinkellner, der erklärt, was es damit auf sich hat.



Bezüglich „persönliche Handschrift“ stimme ich André dann wieder zu. Weinkarten die nur so von den „üblichen Verdächtigen“ strotzen sind in meinen Augen wenig originell.

Unser Weinangebot gibt sich mit etwa 100 Positionen zufrieden, für unsere Verhältnisse völlig ausreichend - und auch hierbei gibt es Gäste die sich überfordert fühlen, das ist nun mal so. Aber ich bin ja auch noch da ;)
Ein eigenes Konzept, welches unsere Weinkarte von anderen unterscheidet, gehört natürlich auch dazu.



Gruß, Bonito.

Bonito
10.06.2006, 23:00
Warum ist meine Schiftgröße jetzt anders?

Admin: Weil Du beim editieren/ändern des Beitrages irgendwie die Schriftart auf Times New Roman mit Size 3 eingestellt hast. Ich habe das korrigiert.

Danke, Admin :)

Taillevent
13.06.2006, 20:55
Hallo Weinfreunde,
Vor kurzem habe ich zu diesem Thema eine Kolumne im Österr. Sommelier-Magazin (interne Vereinszeitung des SOVÖ (http://www.feinschmeckerforen.de/link.php?link=www.sommelier.at)) gelesen die mir sehr aus der Seele gesprochen hat und sicherlich den Nagel auf den Kopf trifft.Leider ist der erwähnte Artikel nicht verlinkt. Wäre sicher eine interessante Diskussionsgrundlage. Aber jetzt weiß ich, woher die Weinkellner ihr Selbstbewusstsein haben. Zur Vermeidung von Missverständnissen, ich schätze Sommeliers, es gibt aber verdammt wenig wirklich gute...Nicht Quantität ist für mich aussagekräftig sondern Qualität des Gebotenen bzw. der Art. HALT ANDRÉ werden jetzt viele sagen... denn gerade viele dieser "Bücher" mit 500 Positionen und mehr listen doch nur die "Top-Gewächse" auf.
Sicher... ich spreche auch nicht diese Art von Qualität an.
Ich finde es immer viel spannender und ansprechender wenn eine persönliche Handschrift (d. Hauses) erkennbar ist. Ja, wenn ein Könner und Kenner am Werk ist....Spannend immer wieder tolle Weine von kleinen, nicht so bekannten Winzern zu genießen (die meist auch ein tolles PLV haben).Diese Problematik habe ich bereits in einem anderen Thread (Weinbegleitung zum Menu) angerissen. Kann funktionieren, wenn es glaubwürdig rübergebracht wird. Die Blue Chips sollten aber (zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit) auch da sein.
NA.... NATÜRLICH DER GESCHMACK ... aber verdammt noch mal woher soll ich denn all diese Weine "kennen"... keine Ahnung wie die denn schlussendlich Schmecken.. bei 15 verschiedenen Merlots... also .. leider eine absolute Rarität obwohl so sonnenklar:
Schreibe zu den Weinen eine kurze BESCHREIBUNG... und der Gast wird sich freuen Sei mir nicht böse, André, aber das halte ich für schwierig. Weinsprache ist schwierig, der Laie versteht sie nicht. Wie willst du auf einer Weinkarte erklären, wie 15 verschiedene Merlots schmecken, wo die Unterschiede sind?
Ich muss jetzt eine Pause machen, die Trinkschokolade von BBW wartet auf mich:) .
Vinöse Grüße

Taillevent
13.06.2006, 21:40
Hallo,
es geht weiter:),
@Bonito, ich wollte die Sinnhaftigkeit von überdimensionalen Weinkarten zur Diskussion stellen. Ich denke, dass rational gesehen mit ca 200 Weinen alle Geschmacksrichtungen und Preisklassen abgedeckt werden können. In meiner Dekadenz kann ich ohnehin nie entscheiden, ob zu meinem Hamburger besser Mouton 45 oder Lafite 59 passt:D .
Gerade bei Riesenweinkarten ist ein Sommelier unbedingt nötig, da habe ich mich offensichtlich missverständlich ausgedrückt. Er sollte den Kunden durch die Karte führen, dass der Gast entweder das Gefühl hat, die beste Wahl (selbst) getroffen zu haben oder die optimale Empfehlung bekommen zu haben. Ein schwieriger Job, den nur wenige beherrschen.
Zur persönlichen Handschrift denke ich, dass Geheimtipps die bekannten Namen ergänzen sollen. Eine Weinkarte, die hauptsächlich aus mir unbekannten Namen oder solchen der 2. Garnitur besteht, ist doch ein leises Frusterlebnis.
Geheimtipps zu verkaufen, bedeutet auch erhöhten Zeitbedarf (Erklärungsbedarf) für den Sommelier. Wenn er die hat (natürlich neben einem erstklassigen Fachwissen), lasse ich mich gerne führen. Manchmal funktioniert es auch.

Schöne Grüße

André Cis
14.06.2006, 21:02
@ Taillevent

ich werde mal nachfragen ob ich die Kolumne abschreiben darf!
Möchte ja keine Copyright-Rechte verletzen.

Bezüglich "Geheimtipp"... du musst ja nicht gleich so weit ausholen.. klar kommt es immer darauf an was man macht. Ich zB habe einiges von kleinen Winzern.. tolle Weine für keine horrenden Summen... nicht mehr und nicht weniger.. die verkaufen sich auch ohne das Attribut "Geheimtipp"... Hingegen sind die "Blue Chips" ... sagen wir zB ein Salzberg vom Heinrich nicht gerade "Verkaufsschlager"... ja.. jeder kennt sie... oder haben viel davon gehört.. einige vielleicht schon mal getrunken... aber bestellen tut's dann kaum einer.
(ps. "2. Garnitur" finde ich in diesem Zusammenhang schlichtweg daneben gegriffen... eine 2. Garnitur ist für mich zB ein Pavillon Rouge von Cht. Margaux)

Bzgl. der "Beschreibung".. klar.. immer schwierig weil ein sehr subjektives Metier..
muss ja nicht zu ausschweifend sein... für mich gilt hier .... immer noch besser eine kurze Beschreibung als GAR KEINE!
Aber es redet ja auch gar keiner davon einen "Sommelier", Weinkellner etc. zu ersetzen... aber trotzdem finde ich das nicht unpassend...
Leider erlebe ich viel zu oft nicht ansatzweise qualifiziertes Personal das mir überhaupt keine Auskunft zu den gelisteten Weinen geben kann ...

Taillevent
16.06.2006, 08:39
Hallo André Cis, lieber Jung-Moderator,

leider scheine ich dich etwas beleidigt zu haben, was eigentlich gar nicht in meiner Absicht lag.

Die Weinkarte eines ***Stern-Restaurants wird natürlich anders ausschauen wie die einer Familienpension. Das ist auch vernünftig. Persönlich glaube ich, dass sehr unterschiedliche Weinkonzepte möglich sind, wenn ein guter Sommelier die Gäste bei der Wahl unterstützt.
Bei der Erstellung des Themas ging es mir um die Frage, ob es (in der Sternegastronomie) einen Sinn macht 1000e von Weinen aufzulisten, wenn der Großteil der Restaurantbesucher damit überfordert ist.
Mit 2. Garnitur meine ich auf keinen Fall einen Zweitwein. Ich dachte an Weinbaubetriebe, die nicht zu den vordersten Aushängeschildern einer Region zählen, deshalb machen sie trotzdem gute Weine, vielleicht nicht in der Regelmäßigkeit oder vielleicht werden sie nur von den Weinjournalisten benachteiligt.

Vinöse Grüße
Taillevent

Karl
16.06.2006, 17:06
Hallo,

wenn ein guter Sommelier die Gäste bei der Wahl unterstützt.

Ich halte die Frage Sommelier und Unterstützung für ein wenig problematisch.
Klar - kein gutes Haus wird auf einen Sommelier verzichten können oder wollen. Kaum jemand kann bei den vielen Weinen, die auf der Karte stehen, jeden kennen.
Aber grade beim Wein, oder besser gesagt generell in Fragen des Geschmacks, halte ich die Möglichkeiten eines Sommelier doch für sehr begrenzt. Wie schmeckt Banane ? Oder Vanille ? Kann niemand vernünftig beantworten, da sich die sinnlichen Eindrücke weitestgehend der Sprache entziehen.
Der Versuch Geschmackseindrücke zu vermitteln, bleibt daher imho immer eine ziemliche Krücke. Versuche wie "feine Beerentöne", "Veilchenaromen" oder "Leder" klingen zwar erstmal ganz gut, bleiben aber doch weitgehend nebulös und zudem ziemlich subjektiv, um nicht zu sagen willkürlich.

Das nächste Problem das ich sehe, ist, daß der Geschmack des Sommeliers nicht zwangsläufig mit meinem übereinstimmen muß. Wenn der Sommelier also, nur um ein beliebiges Beispiel zu nennen, einen weißen Macon für eine ausgezeichnete Begleitung für Fasan auf Champagnerkraut hält, dann kann es zwar sehr gut sein, daß ihm das schmeckt. Ob mir das dann schmeckt, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

So gesehen ist der Sommelier sicher eine aufmerksame Geste an den Kunden und sicher auch Bestandteil der "Inszenierung" eines Menüs, aber wirklich hilfreich ist er meiner Meinung nach nur in sehr begrenztem Rahmen.

Gruß
Karl

Bonito
17.06.2006, 03:29
Karl,
bei einer guten Weinberatung durch einen Sommelier geht es eigentlich erstmal darum zu erkennen, was der Gast mag und will um dies dann in Einklang mit seiner Speisenauswahl zu bringen. Irgenwelche Aromen, wie Veilchen oder Leder :rolleyes: sind eigentlich nicht Inhalt einer vernünftigen Beratung!
Gruß, Bonito.

Taillevent
17.06.2006, 08:43
Hallo Weinfreunde,

ich habe diese jungen Schnösel, die einen Sommelierkurs absolviert haben, und nun glauben, den Gast spüren lassen zu müssen, dass sie der neue Weinpapst sind, nicht nur im Einzelfall erlebt. Deshalb schreibe ich meistens vom guten Sommelier. Den halte ich für überaus angenehm und nützlich.
Natürlich gehört er zur Inszenierung des Menus, das ist auch gut so. Wenn ich in einem Restaurant einen Haufen Kohle liegen lasse, erwarte ich mir mehr als nur die Befriedigung meines Hungergefühls.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass der Sommelier sowohl seine Weine als auch die Speisen besser kennt wie ich. Er muss daher besser wie ich in der Lage sein, optimale Kombinationen vorzuschlagen. Ich denke schon, dass es dafür allgemein gültige Regeln gibt. Fixe Ideen (zB ich mag keinen Barriquewein, Riesling ist mir zu sauer) sollte der Sommelier auch berücksichtigen.
Wer dieser angebotenen Dienstleistung misstraut, bringt sich natürlich um die Vorteile. Nebenbei, mache ich auch nicht selten. Wenn ich einen Wein sehe, den ich unbedingt will, verzichte ich auf Beratung, dann will ich auch keine (negativen) Kommentare hören.
Zu Leder, Banane, Vanille usw:
Weinsprache ist der Versuch, Geruch und Geschmack des Weines in objektiv nachvollziehbare Worte zu fassen. Bonito hat natürlich Recht, ein vernünftiger Sommelier wird Gäste nicht mit derlei Dingen belasten. Aber Karls Argumente erklären, warum ich Andrés Idee mit der Weinbeschreibung auf der Weinkarte für falsch halte.
Vinöse Grüße
Taillevent

Karl
17.06.2006, 09:01
@Tailevent,

wenn ich heute gepflegt Essen gehe, in einem Restaurant der gehobenen Kategorie, dann erwarte ich natürlich auch einen Sommelier als Bestandteil der "Inszenierung". Des weiteren nehme ich auch gerne seine Dienste in Anspruch und lasse mir von ihm Informationen zu bestimmten Weinen liefern.
Ich nehme ihn allerdings nicht in Anspruch, um mir Weine von ihm zu meinem Essen vorschlagen zu lassen.

Er muss daher besser wie ich in der Lage sein, optimale Kombinationen vorzuschlagen

Genau das glaube ich nicht. Er hat mit Sicherheit einen völlig anderen Geschmack als ich, sowohl was Weine, als auch was das Essen anbelangt.
Und dann - die optimale Kombination ? Aus meiner Sicht ein sehr fragiles Konstrukt. Menschen sind verschieden. Die optimale Kombination ist für mich ungefähr so, wie der optimale Schuh - es gibt ihn nicht !
Es gibt eine für meinen Geschmack optimale Kombination, aber keine allgemeingültige.
Genau deshalb würde ich dem Sommelier auch nicht um eine Empfehlung bitten, geschweige denn ihm Vorwürfe machen - es ist m.E. eine Aufgabe, die er nicht leisten kann.
Sicher, es gibt sie, die allgemeinen Richtlinien. Man kann sich daran grob orientieren. Letztendlich weiche ich aber auch oft genug davon ab, während ich mich ein andres Mal daran halte.

Unterm Strich: Ein schwieriges Terrain. Gut, daß es Sommeliers gibt und gut, daß jeder die Wahl hat, wie er seine Dienste in Anspruch nehmen möchte.

Karl

André Cis
19.06.2006, 08:16
@ Taillevent

keine Sorge... ich habe mich keineswegs angegriffen gefühlt! ;)


Habe heute eine positive Email von meiner Vereinskollegin Julia bekommen.
Somit möchte ich nun die vorweg angesprochene Kolumne wiedergeben:


Der Sommelier powered by A la Carte
Julia Sevenich (http://www.stratsplace.com/7ich/home.html)
Die clevere Weinkarte

Es war eine große Weinliste mit über 500 klingenden Namen aus fast jedem Weinbaugebiet. Jeder Weinstil der Welt war vorhanden. Das Paar an dem Tisch neben mir wusste nicht, wo es anfangen soll. Sie fanden nicht den Wein, den sie meist zu Hause tranken, und auch keinen ähnlichen. Die Weinkarte war groß und dicht, perfekt nach Land, Region und Gebiet unterteilt, auch die Rebsorten waren stets erwähnt. Das Paar konnte damit aber nichts anfangen und fand keine Weinbeschreibungen, die ihnen bei ihrer Wahl geholfen hätten. Als der Sommelier sein Gespräch mit einigen fachkundigen Gästen abgeschlossen hatte, ging er zu dem Paar. Sie bestellten Mineralwasser und ein Glas "Rotwein" für sie, ein Glas "Weißwein" für ihn. Der Sommelier nahm ihre Bestellung sehr freundlich an, ohne sie eines Besseren zu belehren oder sie in einer Weise anzusprechen, die ihnen peinlich hätte sein müssen.
Gäste sind nicht immer weinkundig. Das Restauranterlebnis des Paares hätte möglicherweise mit einem ihnen noch unbekannten, passenden Wein aufgewertet werden können. Wein ist für viele ohnehin leider immer noch ein einschüchterndes Mysterium. Eine imposante und noch dazu "teure" Weinkarte nimmt da nicht gerade die Berührungsangst. Für mich als Fachfrau war klar, von welchen zwei Großhändlern all die Weine stammten. Es gab viele tolle Weine, aber keine einzige neue Entdeckung. Eine persönliche Unterschrift hat gefehlt. Man hätte diese Karte überall und nirgendwo einsetzen können.
Eine gute Weinkarte soll an erster Stelle zu der Speisekarte und der Einzigartigkeit des Restaurants passen. Es soll für jedes Gericht ein passender Wein vorhanden sein. Eine kreative Möglichkeit ist es, die Weinliste anstatt nach Geografie nach Art der Speisen zu ordnen. Anastatt nach Weinen zu schauen, die man schon immer trinkt, wird das Interesse des Gastes auf etwas Neues gelenkt. Der Gast wird begeistert sein, bei jeder Art Speise einen Wein glasweise, eine halbe Flasche, eine günstige Flasche auf der Karte empfohlen zu finden. Wird die Karte noch dazu mit cleveren Weinsprüchen von Berühmtheiten gespickt, wird das Weinerlebnis zu einer unterhaltsamen Entdeckungsreise. Ein gutes Essen schmeckt besser mit dem passenden Wein und umgekehrt. Wein soll unseren Gästen Frohmut und Zufriedenheit vermitteln, nicht Angst, Hemmungen oder Langeweile.

Taillevent
19.06.2006, 17:37
Hallo Weinfreunde,
@André, vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.
Hier meine Meinung zu dem Artikel von Frau Sevenich.
Zitat:
Sie bestellten Mineralwasser und ein Glas "Rotwein" für sie, ein Glas "Weißwein" für ihn. Der Sommelier nahm ihre Bestellung sehr freundlich an, ohne sie eines Besseren zu belehren oder sie in einer Weise anzusprechen, die ihnen peinlich hätte sein müssen.
Offensichtlich ein Meister seines Fachs.
Es soll für jedes Gericht ein passender Wein vorhanden sein.
Bei über 500 ist das hoffentlich kein Problem.
Eine kreative Möglichkeit ist es, die Weinliste anstatt nach Geografie nach Art der Speisen zu ordnen.
Das habe ich mir auch schon überlegt, ich stelle mir das aber sehr kompliziert vor, ein Wein kann ja zu mehreren Speisen passen. Eine bessere Idee scheint mir, zu jedem Menugang ein paar Vorschläge zu machen. Das gibt dem Gast mehr Sicherheit bei der Auswahl.
Wird die Karte noch dazu mit cleveren Weinsprüchen von Berühmtheiten gespickt, wird das Weinerlebnis zu einer unterhaltsamen Entdeckungsreise.
Das wünsche ich mir nun wirklich nicht. Ein paar reichlich strapazierte Goethe-Zitate (zum Beispiel) lenken nur ab.
Wein soll unseren Gästen Frohmut und Zufriedenheit vermitteln, nicht Angst, Hemmungen oder Langeweile.
Das ist der Kern der Sache. Es scheint zwar eine Binsenweisheit, trotzdem ist es wichtig, dass es gesagt wird. Manchem Sommelier wird der Wein zum Selbstzweck.

Vinöse Grüße
Taillevent

Taillevent
22.07.2006, 21:27
Hallo,

soeben habe ich in einem verwandten Forum (einigen Usern ist Volkenborn sicher bekannt;) ) festgestellt, dass das Thema Weinkarte in vergleichbarer Form zur Debatte gestellt wurde. Ich frage mich nun, wieso das Thema "dort" einen deutlich besseren (und schnelleren) Verlauf wie "hier" genommen hat.
Ein paar Überlegungen, sicher nicht komplett:
1) Die User dort sind einschlägiger an Spitzengastronomie, die meist die Mega-Weinkarten haben, interessiert
2) Der Ton hier war zu aggressiv. Daher fehlte es oft an Vertrauen und Wertschätzung. Es war wichtiger zu demonstrieren, dass man der Zampano, der alles weiß, ist, statt auch einmal mangelndes Fachwissen zuzugeben und zu fragen. Hier hat sich aber (hoffe ich) einiges zum Positiven gewendet.
3) Unser Moderator (soll kein persönlicher Angriff sein, André) läßt das Thema - vielleicht aus Rücksichtsnahme(?) - einschlafen. Dabei müßte das Thema alle interessieren, die Restaurants besuchen.
Vinöse Grüße
Taillevent

Bonito
27.07.2006, 23:45
Hallo Taillevent, ich denke es gibt hier einfach zu wenig User die sich für dieses Thema interessieren, das wirds wohl sein. Im Volkenborn Forum sieht das ja schon ein wenig anders aus, wobei dort imho meist eine eingeschworene Clicque schreibt, naja das gibts in den meisten Foren.
Gruß, Bonito.

Taillevent
18.09.2006, 21:28
ich denke es gibt hier einfach zu wenig User die sich für dieses Thema interessieren, das wirds wohl sein.Hallo Bonito,
Du hast natürlich Recht.
Ich habe aber gedacht, dass dies ein Thema ist, das alle Feinschmecker interessieren könnte. Jeder, der erwähnenswerte Restaurants besucht, wird sich zu den gereichten Weinkarten schon seine Gedanken gemacht haben. Aber die meisten geben wohl nicht gern zu, dass sie manchmal überfordert sind;) .

Kulinarische Grüße
Taillevent

PS. Ich hoffe, dass Du Dich nicht ganz zurückgezogen hast. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wieder etwas von Dir zu hören.