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Alt 07.05.2005, 19:33   #1
Karl
Gast
 
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Qualität und Verantwortung

Hallo,

ich möchte heute einmal exemplarisch beim Thema Fisch das Thema Qualität und verantwortungsvollen Einkauf aufgreifen.
Fisch ist beileibe nicht gleich Fisch. Das gilt für beide von mir angeführten Aspekte.
Das, was heute vielfach angeboten wird, hat mit dem erlesenen Geschmack früherer Jahre nichts mehr zu tun und das, was oft genug als Flossenträger über den Tresen geht, wäre als "Schweine des Wassers" zutreffend charakterisiert.
Nehmen wir als Beispiel mal 2 Lieblingskinder deutscher Fischfreuden: Lachs und Shrimps.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß diese ehedem sündteuren Gaumenkitzel der Schönen und Reichen mittlerweile regelrecht verramscht werden ?
Aus der Zeit um 1800 sind Berichte erhalten, in denen sich Dienstboten im Rheinland darüber beschwerten, daß sie bis zu 3x die Woche Lachs vorgesetzt bekamen, und von George Washington wird überliefert, daß er sich bei einer englischen Delegation dafür entschuldigte, daß er ihnen nichts besseres als Hummer vorsetzen konnte. Goldene Zeiten !
Heute liegen die Dinge ein kleinwenig anders.

Ich erinnere mich noch an ein Lachsgericht das ich in meiner Küche zubereitet habe.
Die Küche war geschwängert von einem Geruch, der an die Urinale der Herrentoilette am Pekinger Hauptbahnhof erinnerte. Zufall ? Schlechte Ware ?
Mitnichten ! Ein system immantes Phänomen.
Um das näher zu beleuchten werfen wir einen Blick auf eine weitere hochbeliebte Näscherei - die Shrimps, Garnelen und wie immer sie heißen mögen.
Diese Ware wird heute vor allem in Lateinamerika und anderen Ländern der dritten Welt erzeugt, erzeugt deshalb, weil es sich um ein Produkt mit hoher Nachfrage und guten Gewinnaussichten handelt. Aber diese Form der "Landwirtschaft" hinterläßt Wüsten. Wo über 2, 3 Jahre eine solche Teichwirtschaft betrieben wurde, ist der Boden für Jahre ruiniert und verseucht.
Dazu gesellt sich eine enorme Ressourcenverschwendung. Um 1 Kilo Shrimps zu erzeugen, muß ein Vielfaches an Fischmehl verfüttert werden, Fischmehl von Fischen, die weit mehr Menschen sättigen könnten. Ich erlaube mir für diesen Sachverhalt mal eine Quelle zu zitieren:

Zitat:
Erhebliche ökologische Probleme entstehen durch den Bedarf an Futtermitteln. Fischmehl und Fischöl sind für einige der in Aquakultur gehaltenen Arten als Futtermittel unersetzlich. Nach Angaben des WWF (World Wildlife Found) gefährdet der wachsende Bedarf an Fischmehl und –öl für Aquakulturen inzwischen die Bestände frei lebender Fische. Etwa ein Drittel der weltweit jährlich gefangenen Tiere wird zu Fischmehl und –öl weiterverarbeitet. Eine Studie des WWF-Norwegen (Stand 2003) ermittelte, dass 70 % des weltweit produzierten Fischöls und 34 % des Fischmehls in Aquakulturen an Lachs, Forellen, Kabeljau und Thunfisch verfüttert werden. Demnach sind etwa 4 kg frei lebender Fisch für ein Kilogramm Fischfleisch aus Aquakultur nötig. Als Folge dieser Praxis tritt auch bei Arten wie Sardine und Blauer Wittling Überfischung auf. Der drastische Rückgang ihrer Bestände hat Auswirkungen auf all jene Arten, die in der Nahrungskette auf diese kleinen Fische angewiesen sind. Konzepte zur nachhaltigen Fischereiwirtschaft und die ökologische Aquakultur setzen daher auch beim Problem der Futtermittel an: Der Einsatz von Fischmehl und –öl als Futtermittel wird beschränkt, die verwendeten Produkte dürfen zudem ausschließlich aus verarbeitetem Beifang oder den Resten der Speisefischverarbeitung stammen.

http://www.oeko-fair.de/oekofair.php/cat/493

Ich will Ihnen mit diesem Beitrag nicht den Geschmack am Fisch verderben und ich will Ihnen auch kein schlechtes Gewissen aufoktruieren. Aber ich möchte an Sie appellieren ihren nächsten Einkauf verantwortungsvoll zu gestalten.
Dazu darf ich Ihnen ein paar Leitlinien an die Hand geben:

1. Bevorzugen Sie Ware aus heimischer Teichwirtschaft. Eine Forelle kann ein ebenso großer Gaumenkitzel sein, wie ein Lachs aus fragwürdiger Erzeugung
2. Vermeiden Sie den Kauf von Fischarten, die akut vom Aussterben bedroht sind, wie z.B. der Kabeljau. Gönnen Sie auch ihren Kindern und Enkeln noch den Genuß dieser Fische.
3. Kaufen Sie keine Shrimps etc. aus Aquafarmen, sondern greifen Sie, wenn es denn sein muß, zu teureren Wildfängen aus dem Nordatatlantik oder Pazifik.
4. Genießen Sie Fisch wie auch Fleisch mit Bedacht und in Maßen. Omega 3 Fettsäuren finden sich auch in genug andren Lebensmitteln.
5. Kaufen Sie keine Produkte wie Fischstäbchen, auch wenn diese bequem sind und gut schmecken. Der bekannte Hersteller mit dem freundlichen Kapitän hat vor vielen Jahren mal mit Kabeljau angefangen, landete dann beim Seelachs und ist meines Wissens mittlerweile beim Seehecht gelandet. Diese schwimmenden Fabriken tragen aktiv zur Vernichtung ganzer Arten bei.

Also : Genießen Sie ihren Fisch, aber mit Verstand und am besten selbst zubereitet !

LG
Karl
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