Der Wein schmeckt fein, oder ? Faites votre jeux
Hallo,
schreib doch auch mal was postitives sagt meine Frau gelegentlich, und ich bin stets bemüht dem Folge zu leisten. Meistens, und so auch jetzt, will es mir nicht gelingen. Wer, wie ich, den Wein in der Regel im Supermarkt kauft, hat selber schuld. So könnte das Fazit meines Beitrags lauten, wenn, ja wenn ich auch nicht immer wieder mal bei Weinhändlern was kaufen würde, aber davon später mehr. Ich fange mal mit einem Erlebnis an, das erst einige Tage zurückliegt. Ich liege, mich wohlig räkelnd auf der Couch, und blättere das neue "Essen und Trinken" durch. Dort stoße ich auf die ganzseitige Anzeige eines italienischen Winzers(??), na sagen wir mal Anbieters von italienischen Weinen. Angepriesen wird ein Valpolicella, der wie zu lesen war von einem italienischen Weinführer zwei von drei möglichen Sternchen erhalten hat. Tags darauf lacht mich eine Flasche dieses herrlichen Gewächses im Supermarkt meines Vertrauens an. Der Preis von 3,79 Euro ließ mich einen Moment stutzen, aber eingedenk des Artikels warf ich meine Anfangsbedenken beherzt über Bord. Ich kürze die Geschichte jezt ein wenig ab und komme gleich zum Ende der Story: Der edle Tropfen, besser gesagt mehr als die halbe Flasche, fand seine finale und vermutlich einzig korrekte Bestimmung im Syphon meiner Spüle. Diese Jauche war, jedenfall für meinen Geschmack, nahezu ungenießbar. Ich habe dafür nur eine Erklärung, aber ich mag mich irren: Der Inhalt der Flaschen in Italien ist ein anderer als hier in Deutschland - der Preis vermutlich auch. Das ganze Thema Wein ist, wie so vieles im Rahmen der Euroeinführung, noch unerfreulicher geworden als es ohnedies schon war. Hier hat man wirklich den Preis belassen und nur das Währungssymbol getauscht. Als Ergebnis kostet heute ein trinkbarer Chianti nicht mehr 12,- DM aufwärts, sondern eher 25,- . Wer allerdings meint, daß man durch den Einkauf bei einem Weinhändler vor derlei Unbillen gefeit sei, der irrt. Ich hatte derer zwei, die zu mir nach Hause kamen und hier für mich und meine Freunde Weinproben mit anschließendem Kauf veranstalteten. Wohl gemerkt - Kleine, lokale, private Weinhändler und nicht ein Strukturvertrieb a la Pierrot oder ähnliches. Hier war die Sache im Grunde noch ein wenig derber, oder sollte ich sagen dreister ! Am augenfälligsten war das bei dem einen der beiden. Der kam fast immer mit angebrochenen Flaschen an, was mich anfangs nicht weiters störte. Das wirkliche Mirakel bestand darin, daß die Weine die ich verkostet und bestellt hatte, völlig anders schmeckten als das, was anschließend Kistenweise in meinem Keller landete. Die Schlußfolgerungen überlasse ich dem geneigten Leser. Ein abschließendes und zumindest für mich äußerst erheiterndes Thema sind die sogenannten Weinexperten. Die mag es in der Tat geben, aber vermutlich ist die Zahl der eingebildeten Scharlatane Legion, verglichen mit denjenigen, die wirklich Geschmack und Ahnung haben. Da wird drauf losgeschnurrt und fabuliert, daß es eine Art hat. Was diese Leute alles aus den Weinen herauszuschmecken glauben, ist wirklich abenteuerlich. Ich warte darauf, bis sich der erste freudig über den zarten Schmelz, der an ein frisch eingestreutes Katzenkistchen erinnert, ausläßt. Ich räume ein, daß der Standpunkt "Hauptsache es dröhnt" vinologisch zu kurz greift, aber Märchen aus Tausend und Einer Nacht sind ein ebenso grotesker Gegenpol. Ein Wein muß mir schmecken ! Punkt. Tut er das, dann ist es in Ordnung, tut er das nicht, dann ist es eben nicht in Ordnung. Eine wirkliche Bereicherung kann der Besuch in einem 1a Restaurant mit gut geführtem Weinkeller sein. Wir haben hier ein Sterne geziertes Haus mit einem wirklich überragenden Weinbestand. Besonders freut mich hier das umfangreiche Angebot an demi bouteilles, da meine Frau keinen Wein mag und ich nur schlecht eine Flasche Bordeaux im Rahmen eines Essens alleine stemmen kann. Die schon angebotene Mitnahme des verbliebenen Rests finde ich auch nicht so glücklich, da ich mir beim Verlassen des Lokals immer wie Clochard vorkomme, mit der Rotweinflasche in der Hand. Mein Fazit: Wein ist heute mehr denn je eine Art Glückspiel geworden. Ein brauchbarer Ansatz, um Qualität zu finden ist der Preis, eine Garantie ist er allerdings auch nicht. Vermutlich gibt es brauchbare und bezahlbare Tropfen aus den jetzt so modern gewordenen Überseeischen Länderein. Diese lehne ich allerdings kategorisch ab. Diese Wein können so gut sein wie sie wollen, in der Ökobilanz sind sie ein Skandal. Einen Wein 15.000 Kilometer nach Europa zu karren, einen Kontinent, der ohnehin in seinen Massenweinen ersäuft, halte ich für nicht ideal. Wer sich das geben will, der soll das tun. Ich mache es nicht ! Gruß Karl |
AW: Der Wein schmeckt fein, oder ? Faites votre jeux
Hallo Karl,
ein hervorragender Beitrag, in dem Du viele Punkte ansprichst, wo auch ich meine Zweifel habe. Als Weinliebhaber kann ich Dir nur mein Erfolgsrezept verraten: Probieren, probieren, probieren. Nach 30 Jahren (und 30 Kilo mehr auf den Rippen) habe ich meine persönlichen Vorlieben herausgefunden. Und ich gebe es zu, das Suchen hat viel Spaß gemacht. :D Gruß Günter |
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Hallo Karl,
Deine Ausführungen wühlen mich etwas auf. Und es liest sich auch ein wenig kategorisch was Du da schreibst. Wein ist ein weites Gebiet. Man muss sich schon ein wenig mit dem Thema befassen, wenn man beim Einkauf nicht ständig Entäuschungen erleben will. Die Alternative mit dem Sternerestaurant zieht zwar. Nur es gibt viele andere Möglichkeiten zwischen schwarz und weiß, will sagen Supermarkt und Sternelokal. Klar das es im Sternerestaurant gute und beste Weine gibt. So wirst Du z.B. in einem Weinhandel der vom "Feinschmecker" mit einem "F" ausgezeichnet wurde, auch weniger Pleiten erleben (kleiner Tipp am Rande). 1. Den Anpreisungen und Empfehlungen in Anzeigen, auch ganzseitigen, sei es in "Essen und Trinken", "Alles über Wein", "Feinschmecker" oder sonstwo traue ich erstmal nur bedingt oder auch gar nicht, sind doch alles andere als objektiv - man will halt verkaufen. Ich denke da z.B. auch an einen Anbieter italienischer Weine mit Namen Giord***, dessen Annoncen mich eher skeptisch als kaufbereit machen, auch wenn ich bereits gehört habe, dass die Weine ganz ordentlich sein sollen. 2. Auch Weinhändler (unter denen es wie in allen Bereichen kundige wie weniger kundige gibt), der mir gleich eine private Weinprobe (und dann auch noch bei mir zuhause) anbietet stößt bei mir ebenfalls auf Skepsis und auch ein wenig Verwunderung. Ich denke da auch an einen Weinvertreter der (zum Glück schon lange nicht mehr) klappernden Schuhs (die klapperten wirklich und ich wusste immer was gleich kommt :eek: ) unser Haus betrat und einfachste, billigste Weine nervend und mit klingenden Worten anpreiste. Bei sowas lass ich erstmal die Finger weg, bzw. informiere mich anderswo bevor ich kaufe. Es ist eben sinvoll objektivere Infos einzuholen (und die bekommt man in vielen Fällen eben nicht immer vom Verkäufer oder Winzer), dann klappts auch meistens mit dem Wein. Zu diesen Informationsquellen zählen unabhängige Weinguides, mit denen ich meist sehr gute Erfahrungen gemacht habe. So kann ich mich Deinen Ausführungen kaum anschließen, Karl. Weil ich eben bestimmte Dinge gar nicht erst kaufe. Und ich muss hierzu nicht erst ein Sternerestaurant besuchen, was sehr traurig wäre, denn so käme ich zu selten in den Genuß eines ordentlichen Weins. Aber danke, dass Du dem geneigten Leser so die gehobene Gastronomie ans Herz legst. :) Gruß, Bonito ... der dem Karl und all seinen Leidensgenossen künftig ein glücklicheres Händchen wünscht ;) |
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Hallo Bonito,
Zitat:
Aber bitte sehr, gern geschehen ! Ich habe ein wirkliches faible für Küche und Köche, die ihr Handwerk meisterlich beherrschen. Ich denke ich kann deine Ausführungen nachvollziehen. Das Problem ist denn auch weniger einen guten Wein, oder gar Spitzenwein zu finden, sondern den brauchbaren Tischwein für alle Tage. Das Beispiel mit dem Zeitungsinserat hatte ich angeführt, weil ich es tatsächlich Tags zuvor erlebt hatte. Das war die große und einmalige Ausnahme. Normalerweise mißtraue ich allen Produkten, die in so großer Menge angeboten werden, daß sie in den Medien beworben werden können. Beim Weinhändler scheint es mir wirklich eher Glückssache zu sein. Der Umstand, daß das bei mir zu Hause stattfand, hatte denn auch andere Ursachen. Wir haben die Weinprobe als Veranstaltung für uns und Freunde geplant. Da wurde ein größeres Buffet aufgebaut und durch die größere Anzahl von Teilnehmern hat der Händler auch die Auswahl an Weinen breiter gefächert. Die Klinkenputzer kenne ich auch noch von früher und darauf würde ich mich sowieso nicht einlassen. Ein Freund von mir bezieht seine Ware immer direkt beim Winzer, in seinem speziellen Fall aus dem Kaiserstuhl. Das halte ich grundsätzlich für keine schlechte Idee, nur leider kann ich deutschen Rotweinen so gut wie gar nichts abgewinnen. Weißweine trinke ich kaum, da ich die magenmäßig in der Regel nicht sonderlich gut vertrage. Gelegentlich mal einen Riesling von Dr.Bürklin, aber wie gesagt - eher selten. Meine große Zuneigung gilt Gewächsen aus Bordeaux und Burgund. Da gestaltet sich der Einkauf vor Ort naturgemäß etwas schwieriger, da ich nicht 1800 Kilometer wegen ein paar Kisten Wein durch die Gegend reisen will. Beim Burgunder kommt noch dazu, daß auf dem deutschen Markt relativ wenig angeboten, sondern das meiste in Frankreich konsumiert wird. Die von dir angesprochenen Weinguides sind nun gar nicht mein Ding. Ich will zwar gerne glauben, daß zumindest die qualitatven Aspekte vinologisch korrekt beleuchtet werden, aber die sensorischen sind nunmal hochgradig subjektiv. Ein Wein der im Johnson hochgejubelt wird, muß mir deshalb noch lange nicht schmecken. Typischer Fall: Rioja. Ich habe bis heute noch nicht einen getrunken, den ich nicht eher widerlich gefunden hätte. Liegt, so denke ich, an der Traube. Ich mag diesen typischen Geschmack einfach nicht. Da hilft es mir dann wenig, wenn sich die Weinführer mit Lobpreisungen überschlagen. Ich denke, es bleibt ein trial und error Verfahren. Gruß Karl |
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Hallo Karl,
und diesmal nur kurz... Da Du Dich ja selbst schon an anderer Stelle als "konservativen Knochen" bezeichnet hast (so war es doch, sonst sorry :o ), verwundert es mich nicht, dass Du Dich auf Burgund und Bordeaux konzentrierst ;) Dennoch bin ich einigermaßen überzeugt, dass ich bei Dir mit gewissen deutschen Weinen (weiss wie rot), als auch innovativen spanischen Weingütern (es muss ja nicht immer Rioja sein) landen könnte. Auch, oder gerade beim Wein für jeden Tag hätte ich da wenige Bedenken. Nur führt das jetzt zu weit, und ich sagte ja... diesmal nur kurz. Sonntäglichen Gruß, Bonito ... der gleich Internetverbot kriegt. |
AW: Der Wein schmeckt fein, oder ? Faites votre jeux
Hallo Bonito,
ich fasse mich auch kurz: Ich bin für jeden Tip europäische Rotweine betreffend dankbar. Gruß Karl |
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Hallo Karl,
dann fang ich doch mal bei dem Wein an, den wir gestern zum Abendessen hatten. Das wäre für mich ein Rotwein für jeden Tag, und zwar aus Frankreich, was Dir doch entgegekommen täte ;-) 2001 Côtes du Rhône Château d'Ampuis Etienne Guigal Ein einfacher Côtes du Rhône aus gutem Hause, welches Du vielleicht kennst. Nicht zu komplex, aber einfach gut. Für mich ein schöner französischer Rotwein für jeden Tag. Oder Weisswein aus deutschen Landen und heute gehabt: 2003 Weißburgunder Toni Jost Rheingau Wirklich nett und sehr gut gemacht. Hat bestimmt weniger Säure als der Riesling von Bürklin (2003 eh wenig Säure und Weißburgunder fast grundsätzlich weniger Säure als Riesling). Ich gebs nur zu, nicht gerade einfach zu bekommen. Gruß, Bonito. |
AW: Der Wein schmeckt fein, oder ? Faites votre jeux
Hallo,
Vorsicht, unter Chateau d'Ampuis füllt Guigal einen Cote-Rotie der gehobenen Preisklasse. Oder habe ich etwas versäumt? Wie auch immer, Guigal ist in jeder Preisklasse empfehlenswert. Gruß Günter |
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Zitat:
Hallo Günther, das stimmt sehr wohl. Allerdings steht Château d'Ampuis auf jedem Guigal Etikett und zwar in der Form "Mis en bouteille par E. Guigal, Château d'Ampuis, Rhône". Château d'Ampuis ist also nicht nur der Name eines Cote Rotie sondern auch der Name des Weinguts von Etienne Guigal. Bonito, der sich wünscht irgendwann einmal sagen zu können: "Cote Rotie, ein schöner Wein für jeden Tag" ;) |
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