27.04.2005, 04:04 | #1 |
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Ein Pangasiustraum
Aus der Kategorie „Märchen“ (Kurzgeschichten):
Bärbel Ruck Ein Pangsiustraum Es war einmal in Aqualand am Mekong- Delta. Dort tummelte sich Pangi, ein Traum von einem Wels, mit wunderschönen Augen und prächtigem Bart. Er gehörte zu den Bocurtis. Da Diese gegenüber den Hypotalamusen die fettreichen Artgenossen sind, war er für sein Burschenalter ziemlich korpulent, aber nicht von wabbeliger Gestalt. Eines Morgens überkam ihn eine große Traurigkeit und er überlegte woran das wohl liegen könnte aber es viel ihm nichts dazu ein. So nahm er wie immer das Frühstück, von seinen Farmern zu sich. Es gab, solange er denken konnte Bananen, Reis, kleine frische Fische mit Maismehl vermengt, in großen Portionen. Er fraß, bis ihm die Brocken beinahe aus den Kiemen kamen. Obwohl er es als unangenehm empfand so vollgefressen rumzuschwimmen, nahm er seine Lebensaufgabe ernst um das von ihm gefordertes Schlachtgewicht innerhalb von 6-8 Monaten nach seiner Laich zu erreichen. Aus den 8 °° Uhr Meereswellen- Nachrichten die er sehr aufmerksam verfolgte, wusste wer von den Hafermastgänsen im fernen Frankreich oder Ungarn. Die armen Gänse dachte er, die können sich gegen das Stopfen mit dem Quirl nicht mal wehren. Ob die wohl von sich aus soviel Mais fressen würden um ihren Besitzern die Freude zu machen eine Fettleber zu bekommen? Die Gänse so wusste er weiter, werden nicht um ihres Schlachtgewichts, sondern nur ihrer Leber wegen so vollgestopft, damit später in den feinen Gourmettempeln die Gänsestopfleber auf keinen Fall fehlt. Auf einmal wich die Traurigkeit aus seinen großen Kulleraugen. Er fühlte sich besser, denn er der Pangi hatte ja die Wahl, er konnte wenn er wollte die Nahrung verweigern, er könnte sogar magersüchtig werden. Wenn er nur wollte! Er war auf den Tag genau fünf Monate alt und so hatte er noch mindestens vier Wochen vor sich bis zu seinem Welslebensende. An diesem Tag wollte er nun nicht mehr nachdenken und begab sich unter seines Gleichen, schwamm seine gewohnten Runden, flirtete sogar mit den Pangasiusmädchen, gab hier und da mal einen Welswitz zum Besten bis ihn die Müdigkeit übermannte und er sich zur Ruhe begab. Als er erwachte fühlte er sich wunderbar und war voller Ideen. Um einen klaren Kopf zu behalten entschied er sich heute rein gar nichts zu fressen. So versteckte er sich in eine äußerste Ecke, wo ihn kein Futterbrocken erwischen konnte und beobachtete seine Sippe, wie sie treu und brav, den Farmern zuliebe alles verputzten, selbst seine ihm zugedachte Ration. Nachdem sich die restlichen nicht schnappbaren Futterpartikel langsam auf dem Grund absetzten und das Wasser wieder klar war, blieb Pangi in seinem Versteck ganz ruhig nur mit den Flossen leicht schwingend um nicht schwimmen zu müssen. Pangi empfand ein unsagbares Glücksgefühl. Ihm war zum erstenmal in seinem Leben nicht übel und er hatte auch nicht dieses ekelhafte Völlegefühl. Aber seine Gedanken waren frei. Nun hatte er endlich die Kraft gefunden über sich nachzudenken und sich Selbst zu finden. So beschloss er etwas ganz Besonderes zu werden. Darüber schlief er ein, und hatte einen sonderbaren Traum. Er sah eine Frucht dessen Farbe orange, ihr Aroma sehr exotisch war. Es gesellten sich dazu die schneeweiße Milch von der Kokosnuss, Papaya, Ananas, Bleichsellerie, Zwiebel, Paprika in verschiedenen Farben, Peperoni, Knoblauch, Tamarinde, Boxhornklee, Ingwer, Kurkuma, Korianderblätter, Limone und die auch aus einem Aqualand stammenden Black Tigergarnelen. Alle tanzten um Pangi einen Reigen und riefen ihm freundlich zu; „Pangi, wenn du kein Frosch bist, dann komm mit in ein fernes wunderschönes Restaurantland, wo der König ein Koch ist, uns gemeinsam akzeptiert und uns schonend mit Liebe zubereitet.“ Pangi wachte auf und war verwirrt. Er war sich bewusst, dass es eigentlich fast unmöglich war genau zu dem König zu gelangen. Das wäre ja die Nadel im Heuhaufen und vor Allem war er ja nicht einer von der Hypotalamusenfamilie, sondern der Familie Bocurti, die ja nur von den Einheimischen verspeist werden. Sein Traum ließ ihn nicht mehr los und so beschloss er endgültig, solange zu hungern, bis er das Aussehen eines zarten Hypotalamus hat. So schwamm er in den nächsten Wochen immer wieder bei der Fütterung in sein Versteck. Inzwischen war ihm schlecht vor Hunger, statt vom fressen. Aber es war ihm egal. Seinen Traum wollte er unbedingt erleben. Als vier Wochen vergangen waren, unterschied er sich in seiner Gestalt nicht mehr von der Familie Hypotalamus. Sie akzeptierten ihn sogar indem sie mit ihm zusammen Schwimmwettspiele machten, mit ihm plauderten und ihn in ihre Geheimnisse einweihten, er war ihres Gleichen geworden und hatte jetzt die große Chance mit den Hypotalamusen in ein fernes Restaurantland zu kommen. Genau so kam es und Pangi hatte Glück. Er kam in ein Land das sich Deutschland nannte und der König war ein guter Koch der ihn als Pangasiusfilet kaufte und mit all dem wovon Pangi träumte zubereitete. Der Koch nahm sein Filet, säuberte, säuerte, salzte und bestäubte es leicht mit Mehl. Legte Pangis Filet in eine Pfanne mit Erdnussöl bei nicht zu großer Hitze. Zuvor war schon für die Sauce in einer weiteren Pfanne grobe Zwiebelwürfel, Bleichsellerie in feinen Scheiben, Paprika in kleinen Stücken fein angedünstet bis die Zwiebeln leicht glasig waren, das Gemüse aber noch bissig war. Dazu fügte der Koch Papayabällchen, in Würfel geschnittene Ananas und die Kokosnussmilch hinzu. Außerdem alle Gewürze die Pangi in seinem Traum gesehen hatte. Schmeckte es noch mit etwas Meersalz ab. Hatte auch schon vier Black Tigergarnelen in etwas Butter mit einem Hauch von Knoblauch, Salz, Pfeffer und frisch gehackter Petersilie gegart, dazu 2 Scheiben Mangofrucht getan. Auf einem angewärmten Teller legte er den saftigen Pangi, darauf die Mangoscheiben und Garnelen. Reichte die Sauce extra sowie als Beilage einen feinen Reis. Pangi war selbst, nachdem er so wunderschön auf dem warmen Teller lag glücklich, denn sein Traum war mehr als in Erfüllung gegangen. Deine Meinung zur Geschichte - Kommentar an den Autoren -------------------------------------------------------------------------------- Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diese Geschichte liegen beim Autor (Bärbel Ruck). Die Geschichte wurde auf Wunsch von Bärbel Ruck auf e-Stories.de aufgenommen - Vielen Dank! Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.04.2005. Geändert von KingKreole (10.05.2005 um 02:24 Uhr). |
27.04.2005, 18:45 | #2 |
Benutzer
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AW: Ein Pangasiustraum
Liebe KingKreole,
wie immer, auch diesmal vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte. Hätte ich gerade einen Pangi da, würde ich sie sofort nachkochen! Hoffentlich gibt es noch mehr solcher Märchen über die wir uns freuen können Lieben Gruß Schlemmerfee |
27.04.2005, 19:18 | #3 |
Erfahrener Benutzer
Registrierungsdatum: 12.04.2005
Beiträge: 426
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AW: Ein Pangasiustraum
Hallo Schlemmerfee,
wenn Du Freude am meinen Märchen hast, ehrt mich das sehr. Sicher gibt es noch mehr davon, es wird ja ein Kulinarisches Märchenbuch. Nur habe ich durch mein Restaurantbetrieb nicht so viel Zeit. So dauert es länger alles vom Konzept ins Saubere zu schreiben. Liebe Grüße KingKreole |
09.05.2005, 20:56 | #4 | |
Gast
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AW: Ein Pangasiustraum
Hallo KingKreole,
eine schöne Geschichte. Zitat:
Hier sieht man, auch in der Spitzengastronomie wird einem ein X für ein U vorgemacht . Oder hat Pangi nur noch nicht verstanden, dass es verschiedenes Federvieh gibt? Gruß Günter |
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09.05.2005, 23:01 | #5 |
Erfahrener Benutzer
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AW: Ein Pangasiustraum
Der Pangi hat in seiner Traurigkeit nicht an die freien Gänse denken können, weil er ja das Wort Freiheit nicht kannte.
Aber er hat sich dadurch in seiner Unfreiheit die Freiheit herausgenommen. Nicht zu fressen. Gruß KingKreole |
09.05.2005, 23:57 | #6 |
Gast
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AW: Ein Pangasiustraum
Hallo KingKreole,
ich war nur etwas überrascht, dass aus den Gänsen eine Entenstopfleber wurde. Liebe Grüße Günter |
10.05.2005, 02:26 | #7 | ||
Erfahrener Benutzer
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Beiträge: 426
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AW: Ein Pangasiustraum
Hallo Günter,
habe selten so gelacht. Fehler ist behoben. Gruß KingKreole |
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